48/125. An Johann Jacob und Marianne von Willemer Die netten Fäßchen sind glücklich angekommen, deren Inhalt mir nun, bey Alten und Jungen, freundliche Gesichter bewirkt; möcht ich doch auch irgend etwas Angenehmes und Erquickendes dagegen übersenden können. Vielleicht gelingt es mir mit dem eintretenden Frühlinge, auf den Sie wohl auch sehnlichst hoffen, obgleich Ihre Winter-Aussicht auf das belebte Maynufer, besonders gegenwärtig, unterhaltend genug seyn mag, indessen ich das Bedürfniß lebhaft fühle: das Einschauen in meinen entschlafenen Klostergarten mit einer Übersicht frey und frisch aufgründender Landschaften zu vertauschen. Meine vielfachen Beschäftigungen, die mir zwar nicht lästig sind, die ich aber noch lieber verfolgen würde, wenn ich etwas darunter entstehen sähe, was Ihnen zunächst auch Freude machen könnte. Doch wollen wir auch diese Hoffnung nicht aufgeben. Meine, mir vom wunderlichen Geschick abermals zugemuthete Rolle eines deutschen Hausvaters wird denn doch noch, und zwar aber allzu deutlich gewahr wird, daß, wenn man unmittelbar nützen soll und will, man freylich die Gegenwart, da denn der Wunsch nicht ausbleibt: man möge für seine abwesenden Freunde doch auch manchmal noch Tage, wo nicht Wochen, gegenwärtig leben können. Treulichst grüßend und wünschend W. d. 2. März 1831. J. W. v. Goethe.