16/4782. An Charlotte von Schiller Vor allem, werthe Frau, danken Sie Schillern, daß er sich zu meinem besten verwendet hat, es ist nun alles auf einem recht guten Wege. Sodann haben Sie die Güte inliegenden Brief an Frau von Staël zu besorgen und suchen Sie wo möglich auf die Fragen, die hiernächst verzeichnet sind, mir morgen Abend mit den Boten Antwort zu verschaffen; denn wenn ich die Freundin nur einigermaßen empfangen will, daß sie die Paar Tage, welche sie hier zubringt, nicht verflucht, so muß ich doch eigne Anstalten machen; denn es sieht durchaus etwas wüst und zerstört hier aus. Ich schwimme und bade so gut ich kann. Wenn wir nicht tugendhafter wären als wir selbst wissen und gestehen wollen, so müßte uns ein Zustand, der nichts als Aufopferung enthält, ganz unerträglich werden. Grüßen Sie Schillern ohne ihn an seinem Werke zu stören, worauf ich mich herzlich freue. Leben Sie recht wohl und verzeihen Sie mir diese Zudringlichkeit. Jena, d. 16. Dec. 1803. Goethe. [Beilage.] Wegen Ankunft der Frau von Stael in Jena wünschte ich über folgende Puncte belehrt zu seyn. 1.) Wäre es ihr wohl gefällig Donnerstag früh hier einzutreffen? Dergestalt, daß sie ein Frühstück nähme und ich mich mit dem Mittagessen gehörig einrichten könnte. 2.) In meiner Nachbarschaft ist ein sehr artiges Quartier bereitet; jedoch nur für sie, eine Kammerfrau und ein Paar Bedienten. Brächte sie mehrere Personen mit; so würde ich diesen rathen im Bären abzusteigen wegen der Nachbarschaft. Die ganze Gesellschaft würde ich mit Vergnügen bey mir zu Tische sehen. Was pflegt sie zu frühstücken, was für Wein trinkt sie? ich wünschte möglichst alles voraus zu wissen, weil man hier sich vorbereiten muß. Bitte um jede nöthige Bemerckung G.