8/2618. An Friedrich Justin Bertuch Wohlgebohrner Hochgeehrtester Herr, Einen Brief von Ew. Wohlgeb. in Rom zu erhalten hat mir viel Freude gemacht, das Andencken meiner alten Freunde begleitet mich immer und es schmerzt mich oft daß ich das Gute, das ich hier im Übermaaß genieße, nicht mit ihnen theilen kann. Ich dancke für den fortdauernden Anteil den Sie an der Ausgabe meiner Schriften nehmen. Ich habe eine Antwort an Göschen offen an Seideln beygelegt, der selbige auch Ew. Wohlgeb. kommuniciren wird; auf diese Weise darf ich nicht wiederhohlen was dort ausführlich und im Zusammenhang gesagt werden mußte. Auf die Ankunft von Kaysern freue ich mich auserordentlich. Wir wollen sogleich eine größere komische Oper für Deutschland anfangen und vielleicht einen Versuch machen für das Italiänische Theater zu arbeiten. Wenigstens sollen gleich Italiänische Worte unter die vornehmsten Stücke seiner jetzigen Partitur gelegt und solche auf diese Weise in Conzerten hier aufgeführt werden. Man wird sehen, was sie für Effeckt machen, und wenn sie hier aushalten ist mir weiter nicht bange. Ich bin übrigens auf so mancherley Weise fleißig, daß mir würcklich manchmal der Kopf schwindelt. Dieses Jahr ist mir wie ein Traum vorübergegangen und wenn ich nicht an manchem sähe daß ich zugenommen habe, so würde ich mich kaum überreden können so ein schön Stück Zeit verlebt zu haben. Unser gnädigster Herr, als dessen friedlichen Antipoden ich mich nunmehr ansehen kann, ist gewiß gegenwärtig glücklich, seine Wünsche erfüllt zu sehen. Möge ihn ein glückliches Schicksal auf allen seinen Wegen begleiten! Sie schreiben mir nicht, wie Ihre Unternehmungen fortgehen. Die Litteratur Zeitung, das Modejournal? Ich habe einige Zeichnungen, die in letzteres dienen können, vor einiger Zeit an Hrn. Rath Krauße geschickt, den ich vielmals zu grüßen bitte. Leben Sie recht wohl empfehlen Sie mich den Ihrigen und allen Freunden. Ew. Wohlgeb. ergebenster Diener Rom d. 27. Oktbr. 1787. Goethe.