32/55. An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck Ew. Hochwohlgeboren erhalten hiebey die versprochenen Trüffeln, sie geben eine Erscheinung Ihnen vielleicht nicht so auffallend ist als mir. Sonst ist ihr Innres lederartig zusammenhängend, sie haben einen durchdringenden Geruch, woran sich denn ihre Geschmackhaftigkeit schließen mag. Beykommende haben eine Decomposition erlitten, sie lassen sich zwischen den Fingern zerreiben und haben keinen Geruch. Bey'm Kochen verliert sich dieser staubartige Zustand, sie werden wieder höchst zäh und lederartig und solider als sonst. Mir fiel dabey der geriebene Paramesankäse ein, der in heißer Brühe sogleich zu hartnäckigen Fäden sich bildet, die man könnte. Gegenwärtige Trüffeln haben keinen Geruch und geben den Saucen keinen Geschmack. Das alles sey Ihnen anheim gestellt, der Sie bey Ihrem Gastmahl das Sie bereiten, auch solche Zwischenschüsselchen nicht verschmähen. Seit den 28. September bin ich hier und werde in einigen Tagen zurückkehren. Ihre reichliche Sendung ist mir hier geworden; die allerliebsten wunderlichen Grünigkeiten haben Sie mir so recht zum Dank aufgetrocknet, ich klebte sie sogleich auf die Tapete um sie immer vor Augen zu haben. Wie ich nach Hause komme, schicke ich sogleich etwas; es ist nichts Neues, aber ich denke mir immer wieder etwas bey dem Bekannten. Die Aushängebogen meines Aufrufs an Ihre Wirksamkeit sind in meinen Händen, das Heft ist bald abgeschlossen und wird alsdann sogleich in den Ihrigen seyn, zu geneigter Aufnahme und fernerer Communication sich empfehlend. Die Trüffeln sende mit der fahrenden Post. Was Sie mir zudenken bitte nach Weimar zu adressiren. Beykommendes zu gefälliger Austheilung. Die Herren Bischof und Ruckstuhl bitte bey dieser Gelegenheit schönstens zu grüßen. treulichst Jena den 22. October 1819. Goethe.