4/851. An Johann Kaspar Lavater Thun d. 8. Oktbr. 79. So nah bin ich bey dir lieber Bruder wie dir der Ruf schon wird gemeldet haben. Wir sind im Begriff auf die Gletscher so weit es die Jahrszeit erlaubt zu gehen. Dann solls noch durch einen Umweeg zu dir. Schreibe mir doch mit umlaufender Post nach Bern in den Falcken ein Wort ob etwa in Bern Lausanne Genf Luzern Zug pp einige Menschen sind die du kennst und die zu kennen mir auch Freude machte, ich will sie besuchen und von dir grüsen, und dir ihre Grüse bringen. Ja lieber Bruder dich wieder zu sehen, ist einer meiner beständigsten Wünsche diese vier Jahre her und wird nun auch bald erfüllt. Ich habe dir viel zu sagen, und viel von dir zu hören, wir wollen wechselsweis Rechnung von unserm Haushalten ablegen, einander seegnen, und für die Zukunft stärcken, wieder ganz nah zusammenrücken, und uns freuen dass wir noch in einer Lufft athemholen. Von dem was ich mitbringe unterhalt ich dich nicht im Voraus. Mein Gott dem ich immer treu geblieben bin hat mich reichlich geseegnet im Geheimen, denn mein Schicksaal ist den Menschen ganz verborgen, sie können nichts davon sehen noch hören. Was sich davon offenbaaren lässt, freu ich mich in dein Herz zu legen. Adieu Bruder. Bisher sind wir glücklich gereist, bete auch dass uns die himmlischen Wolcken günstig bleiben, und wir an allen Gefahren vorüber gehn. G. Sonntag d. 10ten denck ich sollst du diesen Brief haben und Dienstag d. 12. könnte nach der Postrechnung ein Brief von dir wieder in Bern seyn. Auf alle Fälle schreibe so bald du kannst.