39/223. An den Großherzog Carl August [Concept.] Ew. Königliche Hoheit erhalten hiebey was über Achromasie in Druck und schriftlich auszusprechen ist; mündliche Erläuterung würde die Angelegenheit geschwinder aufklären. Vielleicht lesen Höchst Dieselben bey diesem Anlaß in dem zweyten geschichtlichen Theil vom 17. Jahrhundert an, wo manches in's Allgemeine Gehende zu angenehmer Unterhaltung dienen kann. Döbereinern soll die überraschende Notiz sogleich vorgelegt werden, merkwürdig genug ist es daß auch hier eine Natur-Bedingung sich der größeren Brauchbarkeit einer unschätzbaren Technik entgegensetzt, eine Bedingung an die niemand hätte denken können. Möge die Vermehrung der höchsten Familie sich glücklich einstellen und ein reiselustiger Sohn uns zunächst angekündigt werden. Erst in diesen letzten Tagen, besonders gestern Abend bey einer Spazierfahrt um's Webicht, konnte ich bey der Congruenz unserer Barometerstände versichert seyn daß über dem Ottowald wie über dem Ettersberg eine heitere Atmosphäre sich ausbreite. Von Varnhagen und Frau besuchen mich diese Tage; es thut mir leid daß ich ihn nicht mit Ew. Königlichen Hoheit Beyfall habe erfreuen können. Es sind ein paar bedeutende, aufmerkende und mittheilende Personen. Die Schärfe berlinischer Zungen milderten sie in diesen wenigen Stunden ganz freundlich; ich habe manches durch sie vernommen was über Zustände und Vorfallenheiten zur willkommenen Aufklärung diente. Das nun vollständig angelangte Museum Worsleyanum ist für den Kunst- und Alterthumsfreund ein unerschöpflicher Born, wieviel danken wir Ew. Hoheit daß Sie uns denselben wie so viele andere zugänglich gemacht. Um aber eine sich eben darbietende Gelegenheit nicht zu versäumen eile zu schließen mich zu fernerer Huld und Gnade angelegentlichst empfehlend. Weimar den 15. Juli 1825. [Beilage.] Gnädigst zu gedenken. Die Lehre von der Achromasie und Hyperchromasie ist in meiner Farbenlehre Ersten Theil § 285 bis 298 kürzlich vorgetragen und zwar in Bezug auf die beygelegte vierte Tafel und deren vorgedruckte Erklärung pag. 7. Ferner ist die chemische Wirkung bey der dioptrischen Achromasie § 682-687 im Kurzen verhandelt worden. Sodann im zweyten Theile Seite 581 die Geschichte der Entdeckung, Resultate und Folgen vorgetragen. Sämmtliche Stellen sind mit Orange-Papierstreifen bezeichnet. Hieraus geht nun hervor daß ein achromatisches Prisma oder Objectiv aus zwey Glasarten, aus Crown- und Flintglas bestehen müsse um den gewünschten Effect: beybehaltene Brechung und entfernte Farbenerscheinung , hervorzubringen. Und so ist denn auch bey dem Körnerischen kleinen Apparat das mittlere Prisma von Flintglas, das obere und untere von Crownglas. Soviel wüßte schwarz auf weiß von dieser Angelegenheit vorzutragen. Weil aber bey der experimentirenden Beobachtung einige Gewohnheit und Fertigkeit nöthig ist und bey der reflecktirenden Ansicht frühere Prämissen sich nothwendig machen, so würde, wenn noch eine Dunkelheit übrig bleiben sollte, dieselbige nur in Gegenwart mündlich beseitigen können. Da jedoch Höchst Dieselben der Mathematiker erwähnen so sey es mir erlaubt auszusprechen daß wohl noch ein halbes Jahrhundert hingehen möchte bis sie sich mit mir versöhnen und gewahr werden daß ich auch ihnen zu Vortheil und Bequemlichkeit gearbeitet habe. Weimar den 15. Juli 1825.