21/5776. An Carl Witzel Die mir von unserm Theater gegebenen Nachrichten, mein lieber Herr Commissions Secretär, habe ich mit Vergnügen erhalten. Wäre ein kleines Stück nöthig, so findet sich ja wohl eins im Repertorium, worin etwa nur eine Rolle einzulernen wäre. Zu einem neuen würde ich aus mehreren Ursachen nicht rathen. Beyliegendes Schreiben der Demoiselle Engels wäre Fürstl. Commission zu übergeben, und Herr Röpke über das Anbringen zu vernehmen. Man sollte mit diesem Manne, der noch immer den Comödianten fortspielt, und nicht begreifen will was ein weimarischer Hofschauspieler sey, einmal Ernst machen und ihn ohne viel Umstände auf die Hauptwache setzten. Denn nach der bisherigen Weise hat seine Frau die Prügel und Demoiselle Engels die Grobheiten weg und Fürstl. Commission ist als wenn sie nicht dawäre. Bringt uns ein gutes Geschick nächsten Herbst zusammen, so wird, will's Gott, keine Unart ungeahndet hingehen. Denn bey unserm Theater kommt es mir oft wie bey der hiesigen Akademie vor: es ist als wenn die Welt nur für die Groben und Impertinenten da wäre, und die Ruhigen und Vernünftigen sich nur ein Plätzchen um Gotteswillen erbitten müßten. Haben Sie die Gefälligkeit, das Geschäft mit Antheil und Aufmerksamkeit weiter zu begleiten. Empfehlen Sie mich meinen Herrn Mit Commissarien aufs beste und lassen mich von Zeit zu Zeit hören was sich ereignet. Jena den 11. August 1809. Goethe. Beyliegende Briefe ersuche baldigst besorgen zu lassen.