35/120. An Friedrich Theodor Kräuter Sie erhalten hiebey, mein guter Kräuter: 1) Ein Promemoria, welches dem Herrn Geh. Referendar Helbig vorgelegt wünsche; ich füge nichts dazu, weil es die Hauptsache enthält; allenfalls kann sie ruhn, weil ich nächstens hinüber komme. 2) Das Buch mit der gemahlten Decke wünsche deshalb bald herüber, damit ich solches bey meinem Hierseyn noch aufstellen kann. Jena den 31. October 1821. [Beilage.] Betrachtung und Vorschlag. Nachdem die sorgfältig ausgearbeitete und geprüfte Instruction für diejenigen Personen, welchen in dem Großherzogthum Weimar die Wetterbeobachtung aufgetragen ist, bey mir in mundo eingereicht und sorgfältig geprüft worden, so finde einiges Bedenken, solche in dem Augenblick zu publiciren. Sie qualificirt sich nämlich vorerst zu einem Regulativ, wornach man das Geschäft weiter zu leiten hat, und könnte, wegen ihrer Ausführlichkeit und den mancherlei darin aufgestellten Forderungen, eher Anlaß geben, diejenigen zu verwirren, die ohne physikalische Kenntniß und als Nebensache das Geschäft betreiben. Mein Vorschlag wäre daher, erst die Tabellen auszutheilen, mit dem Bedeuten: die Beobachter möchten die Columnen, wie sie solche bisher ausgefüllt, künftighin in der nun gegebenen Ordnung ausfüllen, diejenigen Columnen aber, wozu sie weder Instrumente in Händen, noch hinlängliche Aufklärung haben, einstweilen leer lassen. Hier würde sich nun bald zeigen, daß die Jenaische, Schöndorfer und Weimarische Tabelle die vollständigsten seyen, und das Mangelnde in den übrigen könnte man, als Nachtrag zu der ersten Instruction, einzeln beybringen und so vorerst Conformität, sodann aber Vollständigkeit erzwecken; da es im Gegentheil einem Unstudirten und Unvorbereiteten immer schwer fallen müßte, einen so bedeutenden, complicirten und umfassenden Aufsatz ohne besondere Anleitung zu verstehen und zu befolgen. Jena den 31. October 1821. J. W. v. Goethe.