31/31. An Carl Friedrich von Reinhard Kaum hat sich die große Lebensfluth über uns weggewälzt, so erhalten Sie, verehrtester Freund, einige Worte. Es waren Tage der Bewegung und des Dranges. Festlichkeiten aller Art folgten einander. Hierbey das Programm eines Maskenzugs den ich veranlaßte. Sobald die dabei gesprochenen Verse gedruckt sind, erhalten Sie solche unverzüglich. Ihro Majestät habe ich mehrmals aufgewartet und im Zwiegespräch den großen Verstand und die klare Weltübersicht bewundert, ob sie sich gleich voraussetzen ließ. Ich genoß mancher bedeutender Mittheilung, ja, ich darf wohl sagen, des ehrenvollsten Vertrauens. Eine kostbare Porträtdose beschämte mich und so ist denn dieses bedeutende, friedliche Weltereigniß, nicht ohne mich günstig zu berühren, vorübergegangen. Herrn von Willamow habe ich einigemal bei mir gesehen und des guten Pougens erwähnt, auch nach jener Büchersendung gefragt, worauf ich zur Antwort erhielt, sie sey wirklich angekommen. Und so hätte ich denn dieses kleine Geschäft mit Vergnügen ausgerichtet. Nächstens schreibe und sende ich mehr. Herzlich wünschend daß Ihr Sommeraufenthalt Sie für den Winter gestärkt haben möge. Und so kommt mir dießmal der kürzeste Tag heran, ohne daß ich recht weiß wie. Glück also zu den Feyertagen und zum neuen Jahre. anhänglichst Weimar den 20. December 1818. Goethe.