24/6631. An Carl Ludwig von Knebel Es war mir sehr angenehm deinem hübschen Soldaten ein freundliches Wort zu sagen und eine köstliche Vorstellung von Don Juan vorsetzen zu können; es wird mir immer lieb seyn irgend jemand zu sprechen, den du mir addressiren magst. Wie wir seit vierzehn Tagen leben, brauchen wir einander nicht zu articuliren, denn jeder hat sein Theil geduldet. Ich habe viel interessante Bekanntschaften gemacht, die ich wirklich als reichlichen Ersatz des Übels, das mir widerfahren, betrachten kann; ich freue mich darauf dir, bey unserer nächsten Zusammenkunft, mehrere Schilderungen mitzutheilen. Was mich aber am eigentlichsten über diese Tage tröstet, sind ein paar Arbeiten, die mir seit dem siebzehnten October, ich darf wohl sagen gelungen sind. Unsere Schauspieler lernen den Essex ein, Madame Wolff, welcher die Rolle der Elisabeth übertragen ist, bat mich um eine Schlußrede statt der ganz erbärmlichen, wie sie der Text enthält; dazu mußte ich die Lage der Personen übersehen, erinnerte mich des Lebens der Königin und so entstand ein großer Monolog, eine Art Epilog, wie sie die Engländer haben, der ricochetweise einen großen Raum durchläuft. Das andere ist eine Ballade, deren Gegenstand ich schon lange gehegt, aber nicht zur Erscheinung bringen können; es scheint, daß das Fieber dieser Tage solchen Productionen günstig ist. Ich hoffe, dir beide nächstens vorzulesen: denn ich wünsche nichts mehr als einige Wochen in Jena zuzubringen. So will ich denn auch vermelden, daß wir mit der Biographie bis zum achtzehnten Druckbogen gelangt sind. Riemer steht mir gar löblich bey, sonst möchte das Werklein in diesen unsaubern Zeiten wohl schwerlich zur erwünschten Reinlichkeit gelangen. Nun grüße ich deine älteren und jüngeren Lieben, in Hoffnung eines glücklichen Zusammentreffens; die meinigen haben sich auch ganz wacker gehalten. Weimar den 4. Novbr. 1813. G.