40/171. An den König Ludwig I. von Bayern [Concept.] [26. December 1825?] In der wichtigsten Epoche des Herrschers, wo Er zur Sorge für Millionen berufen, die höchsten Forderungen an sich selbst macht, Ew. Majestät allerunterthänigst aufzuwarten und mich zu fernerer Huld und Gnade bescheidentlich zu empfehlen, würde, so sehr ich mich auch dahin gedrungen fühlte, nicht gewagt haben, wenn nicht die glücklichste Ermuthigung mir so eben widerführe. Daß ein so lange gehegter, so wohlwollend aufgenommener Wunsch ganz nahe der Erfüllung sey, vernehm ich durch den von Ew. Majestät Antlitz zurückkehrenden Major v. Germar, welcher mich auch des allergnädigsten Andenkens wiederholt versichert. In freudiger Erwägung des hohen Glücks, stellt sich das bedeutende uralte Bild vor mich, dessen Anblick mir durchaus wichtig und erfreulich wird. Wenn ich bedenke von wem diese Gabe kommt, und in welchem Zeitmoment; so werde ich zu den tiefsten Betrachtungen aufgerufen. Es ist naturgemäß und wir müssen uns im Alter gewöhnen, Verlust zu erleiden, ohne Ersatz zu hoffen; aber ein mir im Leben oft so günstiges Geschick läßt auch hier eine Ausnahme statt finden, in dem Augenblick wo ein verehrtester Fürst der Welt entrissen wird. Diesen schmerzlichen Fall, obgleich in der Entfernung und außer den Vortheilen eines unmittelbaren Bezuges, muß ich tief empfinden, da allerhöchst derselbe seit dreyßig Jahren mein gnädigster Herr geblieben und ununterbrochen, bis auf die neuste Zeit, Sich guter, froher, selbst an den gefahrvollsten Tagen durchlebter Stunden mit Zufriedenheit erinnert. Kaum aber erhole ich mich von der Bestürzung über diesen plötzlichen Verlust, als von eben der höchsten Stelle Trost und Ermuthigung kräftig ausgeht und ich mir jenes bedeutende Wort ohne Anmaßung aneignen kann: der König stirbt nicht. Möge daher mir erlaubt seyn einer Schuld zu gedenken, die ich nunmehr an Allerhöchst Dieselben abzutragen mich verpflichtet halte. Zu den Jubelfeyertagen unserer theuren Fürsten gedachte ein Verein Denkmünzen prägen zu lassen, welche gewiß um desto willkommener seyn müßten, wenn eine allgemeine Theilnahme von Vielen auch durch Mitwirkung der höchsten Bezüge gekrönt wäre. Ihro Majestät der König beförderten dieses Vorhaben durch reichliche Unterzeichnung, wogegen ein dreyfaches Exemplar des großherzoglichen Bildes schuldiger Weise überantwortet ward. Die Unternehmer sodann besorgten eine zweyte Denkmünze, unserer großgesinnten, großdenkenden Fürstin gewidmet; sie folgt hier gleichfalls, in der Überzeugung daß Ew. Majestät mit Beyfall Bild und Inschrift betrachten, wodurch das Andenken einer hohen Verwandten und ihrer großen folgereichen Standhaftigkeit nach Kräften gefeyert wird. Vor mir aber steht ein lange ersehntes, einer mythischen Urzeit angehöriges Kunstwerck. Ich richte die Augen auf und schaue die ahnungsvollste Gestalt. Das Medusenhaupt, sonst wegen unseliger Wirkungen furchtbar, erscheint mir wohlthätig und heilsam, durch hohe Gunst und unschätzbares Andenken gewürdigt und geheiligt. Ew. Majestät ist das reine Glück gewährt, sich nur am Fürtrefflichsten zu ergötzen, als würdige Belohnung der wohlthätigen Aufmerksamkeit, die bisher Künstlern und Kunstwerken gewidmet war; und wenn Allerhöchst Dieselben Gelegenheit besitzen, nach unberechenbaren Anstrengungen, an dem Besten was unsern Sinnen bescheert ist Sich zu erquicken und nach wohlthätigen ernsten Bemühungen, Sich erfrischt wieder herstellen, so darf nunmehr auch ich hoffen, daß der Anblick des mir sonst nachbarlichen Originals, außer dem hohen Kunsteindruck den es immer gewährt, bey Ew. Majestät auch jederzeit die Erinnerung werde lebendig erhalten, wie ein getreuer Verehrer durch die unmittelbarste Nachbildung dieses herrlichen Schatzes über die Maßen glücklich geworden. Weimar den November 1825.