12/3638. An Franz Kirms Ich wünsche Ew. Wohlgeboren Glück, daß bei dem Theater bisher, so wie auch auf Ihrer Reise Alles gut gegangen ist, ich hoffe daß die Neuangekommenen, so wie die Verschriebenen gut einschlagen werden. Geben Sie mir von Zeit zu Zeit Nachricht, wie sich die Leute halten und suchen Sie was wir Gutes haben ja zu conserviren. Man sieht an dem Frankfurter Theater, das vor einem Jahre viel Verlust an Mitgliedern erlitten, wie schwer sie gegenwärtig zu ersetzen sind. Wenn der Riß des Lauchstädter Theaters fertig ist, so schicken Sie mir eine Copie davon auf fein Papier gezeichnet, wie ich überhaupt künftig alle Beilagen, wegen des mit mehrerer Entfernung wachsenden Porto's, wegzulassen bitte. Es ist hier ein fürtrefflicher Decorationsmaler; wenn wir diesen, auf's Frühjahr, sowohl für die neuen Lauchstädter Decorationen als für unsere eignen auf einige Zeit haben könnten, so wären wir geborgen. Ich will suchen deshalb einige Einleitung zu machen. Die hiesigen Decorationen zu »Palmira« sind so schön, daß ich gern dieselben noch einmal, ohne Stück, zu sehen mein Entree bezahlen würde. Es ist recht gut, daß Sie gegen Rudolstadt Ernst gebrauchen. Wir sollten überhaupt künftig, wenn unser Theater fortfährt sich zu verbessern, bei unsern fortdauernden verhältnißmäßig großen Ausgaben die Leute auch an bessere Bezahlung gewöhnen. Indessen taten Sie die Güte, in der neuen Form die Sache dergestalt fortzuführen, daß die kleinen Mängel jederzeit abgethan werden, damit kein großes Übel entstehe. – Man muß nur in die Fremde gehen um das Gute kennen zu lernen, was man zu Hause besitzt. Ich gehe diese Woche noch von hier ab und werde meinen Weg über Stuttgard nach der Schweiz nehmen. Meine Adresse machen Sie künftig: Geheimerath v. Goethe, abzugeben bei Frau Rath Goethe Gefälligst nachzuschicken Meine Mutter wird von meinem Aufenthalt immer unterrichtet seyn. Die Beilage schicke ehestens in einem Kästchen zurück, das ohnedies nach Weimar geht. Ich wünsche recht wohl zu leben. Frankfurt am 21. August 1797. G.