15/4279. An den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha [Concept.] [Ende August.] Ew. Durchl. werden durch den Kammerwagen die verlangte Weinranke in Gyps erhalten haben. Ich hätte gewünscht, daß der Arbeiter den Rahmen etwas weniger hätte verzieren wollen; allein es war ihm zu thun seine ganze Geschicklichkeit zu zeigen und so wollte ich ihn nicht irre machen. Als Muster was man machen kann mag es immerhin dienen, was man machen soll wird ein geschmackvoller Künstler bey der Anwendung wohl bestimmen. Übrigens kann es als ein Beyspiel des Geschmacks in den Zeiten der Antoninen betrachtet werden, wovon Ew. Durchl. in Ihrer Sammlung wohl schwerlich etwas besitzen. Die in den Propyläen aufgegebenen Preisfragen haben diesmal manchen Künstler in Bewegung gesetzt, mit denen Blättern die noch erwartet werden mag die Zahl der Concurrenzstücke diesmal wohl auf 30 ansteigen. Es ist freylich nicht alles lobenswürdig, doch sind einige sehr gute Sachen darunter die ich wohl Ew. Durchl. vorzuzeigen wünschte. Der Preis wird diesmal wie es scheint mit Einstimmung des Publikums ertheilt werden, denn was die Kampfrichter fürs beste halten gefällt auch den übrigen Beschauern am meisten. Übrigens ist es interessant genug auf diesem Wege zu erfahren wie die Kunst in verschiedenen Provinzen Deutschlands und in verschiednen Werkstätten aussieht. Ich wünsche daß Ew. Durchl. immer mehr gutes und schönes um sich versammeln mögen, empfehle mich gnädigem Andencken und unterzeichne mich in tiefster Verehrung.