42/209. An Samuel Thomas von Sömmerring Nur mit wenigem will ich, mein Verehrter, das letzte werthe Schreiben hiedurch erwidern. Es ist mir sehr angenehm, wenn das englische allgewaltige Auge zu entbehren ist; wo wir in unserm Kreise die Hülfe des Mikroskops bedürfen, ist das Amicische nach meiner Erfahrung und Überzeugung hinreichend. Es macht mir große Freude, wenn Sie dem was von mir ausgeht fortfahren Antheil zu nehmen und zu eignem Thun gewissermaßen neue Aufmunterung schöpfen. Auch ich finde nichts belebender als die Betrachtung gleichzeitig mitwirkender Thätigkeiten. Ein groß Verdienst ist es allerdings, die Lithographie bey Zeiten begünstigt und gefördert zu haben. Was ist mir nicht schon alles durch sie vor die Augen gekommen, wovon ich früher keine Kenntniß zu erwarten hatte. Sodann würde mir denn ein Gypsabguß des versteinten Ornithocephalus höchst angenehm seyn. Mein Sohn setzt eine von mir früher angefangene Sammlung Fossilien mit Ernst und Kenntniß fort; vor kurzem sind gleichfalls Gypsabgüsse von Herrn v. Cuvier angekommen, wodurch wir in dem Fache der Mammalien reicher geworden. Ihre freundliche Gabe wird bey uns ein bisher beynahe leer gebliebenes Fach höchlich zieren, ein dankbares Andenken in frischem Leben erhalten. Weil wir nach so vielen Jahren wieder eine Communication begonnen, so lassen Sie mich von Zeit zu Zeit, was Sie wissenschaftlich interessiren kann, vernehmen. Man pflegt ja vor Thorschluß seine Schritte zu verdoppeln. Alles Gute und Günstige. In treuester Gesinnung, Weimar den 7. Juli 1827. J. W. v. Goethe.