48/107. An Luise Seidler Sie würden mir, meine theure Künstlerin, eine besondere Gefälligkeit erweisen, wenn Sie mir das Antlitz unseres werthen Niebuhrs, wie es Ihnen auf dem Papier und gewiß auch in der Seele zurückgeblieben, auf den hier beykommenden Bogen, als dem Format meiner großen Porträtsammlung, herüberbilden möchten; damit es in dieser Gesellschaft vorzüglicher Männer mir und andern Theilnehmenden einen schmerzlich-tröstlichen Anblick gewähre. Ihre Zeichnung gibt einen gar zu schönen Begriff von der, leider allzu schnell vorübergegangenen, Gegenwart des vorzüglichsten Mannes. Das Beste wünschend. Weimar den 11. Februar. 1831. J. W. v. Goethe.