6/1907. An Friedrich Heinrich Jacobi Wie sehr danck ich dir daß du mich zum Genossen deiner Trauer gemacht hast! Die Abschrifften kamen eben an als uns der Todt unsrer kleinen Prinzess überraschte, eines Kindes von fünf Jahren das sechs Nachtstunden kranck und gegen Morgen Todt war. Ich habe nur sehnlicher gewünscht dich wieder zu sehn. Leider bin ich den ganzen Juni abwesend zu Anfang Juli aber kann ich's einrichten daß ich nach Hause komme. Siehe zu daß du es möglich machst. Das wunderliche Bild unsrer Existenz wird dir wenigstens wenn auch nicht wohlthun doch neue Ideen geben und ein Paar wahre an dir theilnehmende Freunde findst du gewiß. Das Hefft erhältst du bald zurück ich habe es für mich behalten, nicht mitgetheilt, mein Herz hies mich es so. Schreibe mir doch ein Wort von dem Kinde zu Münster und was ihr mit ihm habt. Ich weis nichts von ihm, kann es nicht beurtheilen und wenn ich nicht sehr irre behandelt ihr es falsch, die Fürstinn und du. Ich mische mich nicht gern in dergleichen Sachen denn die Vorstellungs Arten sind zu verschieden und mit Schreiben ist gar nichts ausgerichtet, aber das Kind dauert mich, es ist doch dein und Bättys Kind und gewiß nicht zum Bösewicht zum Nichtswürdigen gebohren. Habt mit Schlossern Geduld! Kein Mensch kann eine Faser seines Wesens ändern, ob er gleich vieles an sich bilden kann. Schlosser stickt in seiner Haut und Verhältnissen so fest als ein andrer, wir sollten alle mit einander Mitleiden haben. Lebe wohl! Wie freu ich mich mit dir recht ausführlich über tausend Dinge zu reden. Lebe wohl. Grüse die Deinigen. Weimar d. 31. März 1784. G.