37/196. An Johann Friedrich Blumenbach Hochwohlgeborner Insonders hochgeehrtester Herr! Was konnte mir in so trüben und überdieß vom Katarrh umlagerten Stunden für eine angenehmere Aussicht erscheinen, als auf jene unversiegbare Springquelle, welche nun bald hundert Jahre ihre Zusage vollkommen erfüllt, Nutzen und Zierde, nicht etwa im engen Geheg, sondern im freyen Gebiet der weiten Welt zu verbreiten. Wie beruhigend und kräftigend muß es mir seyn, wenn die vorzüglichsten der lebenden Männer mich in ihren auserwählten Kreis freundlich aufnehmen, wodurch ich mich für das, was ich gewünscht und gewollt, höchlich belohnt fühle, wie auch meine Leistungen im Gange des Lebens und Handelns mögen zurückgeblieben seyn. Wäre es mir doch vergönnt, meinen aufrichtigsten Dank persönlich auszusprechen und zugleich die unschätzbaren consequenten Thätigkeiten zu bewundern, die, einander wechselseitig belebend, auf unsterbliche Wirkung hinweisen. Gegenwärtiges blieb einige Zeit zurück, weil ich die anvertrauten Bücher sogleich mitsenden wollte; sobald sie wieder zu meinen Händen gelangen, folgen sie ungesäumt. Möge das nächste Jahr mir auf irgend eine Weise das Glück Ihrer persönlichen Gegenwart abermals verleihen; den theuersten Ihrigen welche einzeln und zusammen bey uns immer einen herzlichen Willkomm finden werden, mich auf das allerbeste und schönste empfehlend. unwandelbar treu anhänglich und ergeben Weimar den 29. December 1823. J. W. v. Goethe.