39/181. An Sulpiz Boisserée Und so soll mir denn auch, mein Theuerster, in dieser für mich so wichtigen Angelegenheit Ihre Mitwirkung zu Gute kommen! Lassen Sie mich aufrichtig und vertraulich reden, es sey nur zwischen uns beiden: den Antrag wegen einer neuen Ausgabe meiner Werke that ich schon vor zwey Jahren an Herrn v. Cotta; er behandelte die Sache dilatorisch, das ich mir gefallen ließ, weil ich selbst noch viel daran zu thun hatte, verziehen wird es mir daher seyn wenn ich seinen letzten Brief in eben dem Sinne geschrieben fand. Wie leicht das Geschäft zu übersehen ist ergibt sich daraus, daß die bedeutenden Anträge von der Leipziger Messe ohne weitere Vorkenntniß des Einzelnen geschehen. Auch hieraus ging hervor daß eine persönliche Zusammenkunft, eine mündliche Besprechung nöthig sey. Herr v. Cotta, der die größten Unternehmungen mit Einem Blick übersieht, ist vor allen im Stande das gegenwärtige Geschäft zu überschauen, da ihm ja das Einzelne seit Jahren durchaus bekannt ist. Ich habe ihm jedoch nach Ihrer Andeutung den ausführlichen Plan übersendet und erwarte dagegen ein entschiedenes erstes und letztes Gebot: welche Summe dem Autor von dieser Unternehmung zu Gute kommen solle. Ich muß wünschen daß er sich hierüber so bald als möglich entscheide. Denn die gethanen Anträge, welche geheim zu halten versprochen habe, sind von der Art daß ich im kurzen entweder zusagen oder mich lossagen muß. Sie können denken wie wehe es mir thäte ein so gegründetes Verhältniß aufgeben zu müssen; aber ein schneller Entschluß ist mir in meinem hohen, sehr oft bedrohten Alter ausdrücklich durch die Verhältnisse geboten. Machen Sie hievon nach Einsicht und Neigung den besten Gebrauch, da Sie beiden Theilen in jedem Sinne verwandt sind. Möge Ihnen auch auf der vorhabenden Reise alles glücken! Glauben Sie mir daß ich schon seit Jahren die Last des Domwerks im Stillen mittrage. Eine neue lithographische Sendung erwarten wir mit dem aufrichtigsten Antheil. Die Zeichnungen des neugriechischen Charons sind noch nicht angekommen. und so fort an! Weimar den 20. May 1825. Goethe.