22/6150. An Johann Friedrich Cotta [Concept.] Durch Herrn Boisserée, welcher das Vergnügen haben wird Sie in Leipzig zu sehen, will ich einen freundlichen Gruß zu übersenden nicht ermangeln. Es hat mir die Bekanntschaft dieses jungen Mannes sehr viel Freude und Zufriedenheit gebracht. Die von ihm veranlaßten und gesammelten Zeichnungen erregen ein großes Intresse, besonders wenn er selbst sie auslegt und seine Ansichten und Absichten dabey deutlich macht. Ich gebe ihm gern das Zeugniß, daß ich ihn in seinem Fache sehr wohl fundirt gefunden habe, sowohl im artistischen als historischen Sinne. Seine Darstellungen und Darlegungen haben eine sehr gute Folge und ich bin überzeugt, daß wenn äußere Umstände dieß Unternehmen einigermaßen begünstigen; so muß es Fortgang haben. Ich verschweige diese Überzeugung nicht: sie ist das Resultat der in diesen Tagen öfters wiederholten Beschauung, Unterhaltung und Untersuchung; und ich wünschte dadurch den Muth zu einem so bedeutenden Vorhaben bey den Unternehmern zu erhöhen. Meinen Brief vom 4. werden Sie durch Frege erhalten haben. Was Sie mir darauf hieher erwiedern, wird mir nach Carlsbad gesandt. Ich wünschte recht wohl zu leben und empfehle mich Ihrem freundlichen Andenken. Weimar den 11. May 1811. G.