2/266. An Johann Heinrich Merck Mein altes Evangelium Bring ich dir hier schon wieder Doch mir ists wohl um mich herum Darum schreib ich dir's nieder. Ich hohlte Gold ich hohlte Wein Stellt alles da zusammen Da dacht ich da wird Wärme seyn. Geht mein Gemäld in Flammen. Auch thät ich bey den Schäzzen hier Viel Glut und Reichtuhm schwärmen Doch Menschenfleisch geht allem für Um sich daran zu wärmen. O dass die innre Schöpfungskrafft Durch meinen Sinn erschölle Daß eine Bildung voller Safft Aus meinen Fingern quölle. Ich zittre nur ich stottre nur Ich kann es doch nicht lassen Ich fühl ich kenne dich Natur Und so muß ich dich fassen. Wenn ich bedenck wie manches Jahr Sich schon mein Sinn erschliesset, Wie er wo dürre Haide war Nun Freudenquell geniesset Da ahnd ich ganz Natur nach dir Dich frey und lieb zu fühlen Ein lustger Springbrunnen wirst du mir Aus tausend Röhren spielen Wirst alle meine Kräffte mir In meinem Sinn erheitern Und dieses enge daseyn hier Zur Ewigkeit erweitern Frankfurt, 5. Dez. 1774. G.