15/4228. An Johann Friedrich Unger Es ist in diesen Zeiten mancherley bey mir zusammengekommen so daß ich das Übersehen einiger Puncte dadurch entschuldigen muß. Die Nemesis kam zur rechten Zeit an, ich glaube sie soll das Tittelkupfer des siebenten Bandes recht erwünscht zieren. Wäre man freylich beysammen und könnte unter der Arbeit sich, von der einen Seite über die Intention, von der andern über die Möglichkeit der Ausführung besprechen; so würde in einzelnen Theilen noch etwas vollkommneres geliefert werden können, doch bey einer kleinen Arbeit, die blos zur Zierde bestimmt ist, wird man es wohl nicht aufs schärfste nehmen. Dürfte ich Sie ersuchen zu denen Exemplaren welche Sie mir bestimmen noch einen besondern Titel drucken zu lassen und zwar folgender maßen: Goethe's neuste Gedichte. Ich würde Personen, die auch die ersten Bände nicht besitzen, dadurch eine Artigkeit erzeigen können. Die Zeichnung, welche ich zuletzt übersendet, wünschte freylich zu dem 7. Band noch wo möglich gestochen und zwar in der Größe wie die gesendete Zeichnung. Es käme alsdenn, nach meinem Wunsch, kein Kupfer gegen den Titel über, sondern das Kupfer nach der letzten Zeichnung vor die Balladen, und Orpheus und Euridice vor die zweyte Abtheilung der Elegieen. Könnte das zweyte Kupfer nicht mehr fertig werden, (wovon ich freylich, wenns möglich wäre, auch noch einen Probedruck zu sehen wünschte,) so setzte man Orpheus und Euridice gegen den Titel über und begnügte sich für diesmal damit. Hierbey folgt wieder eine Abtheilung des Manuscripts, der Rest soll nächstens anlangen. In dem von Ihnen zuletzt erhaltnen Packet waren die Aushängebogen nicht enthalten ob sie der Brief gleich anzeigte. Wahrscheinlich sind sie jetzt unterwegs. Der in den ersten Bänden des Journals enthaltne Roman wird gewiß Glück machen. Er hat das anziehende das solche Productionen auszeichnen soll, und es kommt mir immer vor als wenn in der neuern Zeit die Romane nur durch Frauenzimmer geschrieben werden sollten. Herrn Sander danken Sie für seine Bemühungen. Es ist mir sehr angenehm die letzte Correctur in seinen Händen zu wissen. Der ich recht wohl zu leben wünsche. Weimar am 2. April 1800. Goethe.