40/158. An Christian Daniel Rauch Ew. Wohlgeboren liebwerthe Schriftzüge nach so geraumer Zeit wieder einmal zu erblicken war mir höchst angenehm; sie erinnern mich an das viele Treffliche was wir einer so theuren Hand schuldig sind. Ihr thätig ausgesprochener Wunsch, daß die letzte Medaille das Verdienst der frühern erreichen und den gleichen Beyfall verdienen möge, erkenne dankbarlichst, es ist auch der Meine; deshalb hab ich sogleich Ihre gefälligen Bemerkungen der beauftragten Commission mitgetheilt, welche sich unter unmittelbar Leitung Serenissimi dieser Angelegenheit unterzogen hat, und ich hoffe, daß sie davon dienlichen Gebrauch machen werde. Ich selbst darf in dieser Angelegenheit höchstens nur mit einem vertraulichen Rath hervorgehen. Die Unterzeichnung des Herrn v. Bethmann am siebenten November vermehrt noch um vieles das unschätzbare Gute das mir an diesem Tage geworden ist und das mir erst durch Wohlwollen und Gunst von Ihrer Seite noch im vollsten Maaße werden soll. Aufrichtig zu gestehen so erhole mich erst jetzt von so viel überraschendem Glück; es ist wirklich eine Aufgabe, sich das alles rein zuzueignen was uns Liebe, Freundschaft und Hochachtung in Übermaaß zugedacht hat. Ihre große Thätigkeit, werthester Mann! wird gewiß immer mehr in Anspruch genommen, je mehr ein so lebendiges Wirken im Allgemeinen Zutrauen erregt, und Sie machen sodann möglich, daß ein frommes Erinnern die würdigste Art sich auszudrücken finde. Der Waisenvater Francke und der Völkervater Maximilian erscheinen durch Sie auf gleiche Weise der Nachwelt empfohlen. Möchten Sie auf der Hin- oder Herreise nach oder von München, den Umweg über Weimar für kein zu großes Opfer halten! Sie würden mich und die Meinigen, den Hof und alle Guten höchlichst erfreuen. Die Statue für Frankfurt verdiente denn auch wohl eine nochmalige ernste Beredung, und mir wäre es zugleich höchst aufmunternd und belebend, ein so kräftiges Thun in meiner Nähe zu sehn, welchem gegeben ist, das was ich wünsche, wornach ich mich sehne, mit Geist und Leichtigkeit zu verkörpern. Herrn Professor Tieck meine besten Grüße, vielleicht seh ich mit der Zeit auch einige von den kleinen Statuen und Gruppen in Abguß, welche diesem Zwecke gemäß gewiß mit vieler Kunst und Anmuth behandelt sind. Sollte der neu angekommene Apollo-Kopf geformt werden, so gedenken Sie mein. Es ist mir allzuwohlthätig, wenn ich mich von Zeit zu Zeit wieder angefrischt fühle und ich veranlaßt bin, ein höheres Bedürfniß, in dem Augenblick da es befriedigt wird, in mir hervorzurufen. Hochachtungsvoll unwandelbar Weimar d. 16 Dez. 1825. Goethe.