22/6302. An Wilhelm von Humboldt [Concept.] Da ich mit Beschämung gestehe, daß es bey mir immer einer äußeren Anregung bedarf, wenn ich mich zu meinen lieben entfernten Freunden wenden soll; so will ich auch gegenwärtig ganz ohne Scheu diesen Brief mit einer Empfehlung anfangen. Meister Henniger von hier, ein sehr geschickter Kupferschmied, der sein Talent schon einmal in Wien producirt, geht abermals dahin, und verlangt von mir ein gutes Zeugniß. Bey wem könnte ich dieses Besser niederlegen, als bey Ihnen, verehrter Freund, der Sie jedes Verdienst zu schätzen wissen, uns so gefällig als einsichtig sind. Da dieser Mann nur gekannt zu seyn wünscht, so wird er, denk' ich keineswegs lästig seyn. Ich gebe ihm diesen Brief um so lieber mit, als ich im Begriff bin mich Ihnen zu nähern. Anfangs May trifft mich ein Wort von Ihnen in Carlsbad bey den drey Mohren. Ich hoffe, Ihre Frau Gemahlinn, der ich mich bestens empfehle, hat einen Brief vom 5. dieses Monats richtig erhalten. Prof. Riemer, der sich Ihrem Andenken gleichfalls empfohlen wünscht, befindet sich munter und thätig in seinem, freylich etwas beschwerlichen Lehramte. Die große Nöthigung, sich selbst von allem Rechenschaft zu geben, da er anderen Rechenschaft geben soll, wird ihn nach einigen Jahren sehr weit gebracht haben. Erhalten Sie mir auch fern und schweigend Ihre Neigung und Freundschaft. den 19. April 1812.