31/32. An den Grafen Sergej Semenowitschvon Uwarow Wie alles Gute, so kam auch Ihre letzte Sendung, verehrter Freund, gerade zur rechten Stunde. Eben bin ich im Begriff zu meinem Divan einen kleinen Aufsatz zu schreiben, und meine deutschen Leser, deren größte Zahl ich als unbekannt mit dem Orient und seinen eigentlichen Verhältnissen voraussetzen muß, einigermaßen auf den Standpunct zu führen, woher gesehen diese Dinge angenehm und erfreulich werden können. Hierzu giebt mir nun Ihre Rede die bedeutendsten Winke, denn was Ihren Zuhörern frommte, wird auch meinen Lesern zu Gute kommen. Sie finden mich deßhalb gewiß nicht ungern auf Ihren Fußtapfen. Nun aber bedürfte es nicht geringer orientalischer Hyperbeln, um wahrhaft auszudrücken, was ich empfand, als ich mich Ihro Majestät der Kaiserin vorgestellt und mit Gnade, Vertrauen und Geschenken überhäuft sahe; in meiner Sprache finde ich dafür keine Worte, lege es Ihnen also, verehrter Freund, an's Herz, daß Sie sich es selbst mögen dolmetschen und wo möglich davon allerhöchsten Ortes gelegentlich etwas verlauten lassen. Und so kann ich auch nichts weiter hinzufügen, als das freundlichste Lebewohl und den Namen Willamow, dessen Deutung Sie gleichfalls am besten zu finden wissen. Anhänglichst Weimar, den 21. December 1818. Goethe.