44/165. An Friedrich Theodor von Müller [11. Juli 1828.] Gaudeat ingrediens, laetetur et aede recedens, His qui praetereunt det bona cuncta Deus. 1608. So lautet die Inschrift über dem Eingang des Schlößchens, dessen Zimmer nach Süden ich bewohne; die Thürgewände, das Simschen und Giebelchen sind im Geschmack jener Zeit architektonisch und plastisch errichtet und vielfach verziert. Und so wollen wir denn den alten Besitzer loben, daß er sich gegen alle Herannahende für ewige Zeiten freundlich und wohlwollend erweisen mochte; deute man immer auf das Glück hin, das Unheil kommt ungerufen. Ew. Gnaden habe den aufrichtigsten Dank zu sagen für die mitgetheilten Nachrichten der so würdig vollendeten Trauerfeyer, nicht weniger für die höchst willkommenen, obgleich vorherzusehenden Äußerungen unserer höchsten Erwarteten. Der Aufenthalt hier auf der Höhe ist höchst erquicklich; die Anlage der Terrassen kann man labyrinthisch nennen, auch mache ich dieser Tage her immer neue Entdeckungen. Da ich so weit bin, besucht mich der gute Töpfer und bringt mir umständliche erfreuliche Nachrichten von der würdigen Bestattung des edlen Geschiedenen und von dem Wohlbefinden der guten Zurückgelassenen. Nun bedenke ich vor allen Dingen, was ich allenfalls mit dieser Gelegenheit bringen kann, und sehe vorerst das Exemplar von Kunst und Alterthum, welches, froh begonnen, Ihnen den heitersten Beytrag verdankt und nunmehr traurig abgeschlossen wird. Dankbar verpflichtet mit angelegentlicher Bitte, mich manchmal durch Nachricht von erwünschten Vorfällen zu erfreuen. J. W. v. Goethe. Nachschriftlich bitte baldmöglichst um einige Exemplare des schönen biographischen Aufsatzes, den Sie unsrem Verewigten gewidmet haben. An Zelter bitte von Weimar aus einige Exemplare zu senden. Grüßen Sie unsere gute Julie schönstens; leider weiß ich zu ihrer Beruhigung nichts zu sagen. Sie erfährt nun, wie es einem armen Autor zu Muthe ist, der sich unzulänglich übersetzt sieht.