22/6231. An Johann Daniel Runge Weimar den 17. December 1811. Für das durch von Beseler erhaltene Paket ermangle nicht aufrichtig zu denken. Wenn gleich die Erinnerung an so vorzügliche Abgeschiedene, die uns, dem Gang der Natur nach, lange hätten überleben sollen, immer etwas Wehmüthiges hat; so ist es doch ein Opfer, dem wir uns, so schmerzlich es ist, nicht entziehen können. Ich glaube das Talent Ihres Herrn Bruders mit Liebe penetriert und seinen Kunstwerth redlich geschätzt zu haben. Der Gang, den er nahm, war nicht der seine, sondern des Jahrhunderts, von dessen Strom die Zeitgenossen willig oder unwillig mit fortgerissen werden. Es ist sehr lobenswürdig, daß Sie die brüderliche Pflicht erfüllen und uns sein Andenken möglichst erhalten. Was ich von seinen Briefen vorfinden konnte, liegt hier bey; auch der Aufsatz, der in der Farbenlehre abgedruckt ist. Was Sie aus meinen Briefen an ihn brauchen wolle, soll Ihrem und Herrn Perthes Urtheil ganz überlassen seyn. Empfehlen sie mich diesem werthen Manne. Ich wünsche, daß Sie sich beyde für die Sammlung interessiren, deren Verzeichniß hier beyliegt. Ich besitze schon die Handschriften mehrerer würdiger Hamburger. Sollte nicht ein Blättchen von Hagedorn, Brockes, Telemann und andern aufzutreiben seyn; vielleicht von letzterem einige selbstgeschriebene Noten? Der Hagedorn in meiner Sammlung ist der Dresdner Director. Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich Ihrem geneigten Andenken empfehle.