31/212. An Kriegsrath Gottsched Wohlgeborner, insonders hochgeehrter Herr! Ihro Königlichen Hoheit, Ihres gnädigsten Herrn geäußertes Verlangen die Quartausgabe des Römischen Carnevals mit ausgemahlten Kupfern Höchstihro Cabinettsbibliothek, wo es bisher gemangelt, wieder einzuverleiben, ist mir allzu schmeichelhaft als daß ich einen Augenblick anstehen könnte, das einzige Exemplar welches mir von jener Zeit übrig geblieben, Höchstdenenselben zu Füßen zu legen. Es erfolgt deswegen hiebey, mit der aufrichtigsten Versicherung, daß mir durch die Annahme desselben die größte Gnade widerfahre. Denn wenn es, wie doch bey meinen mannigfaltigen literarischen Verbindungen höchst wahrscheinlich ist, mir auch nicht gelänge sogleich wieder ein anderes Exemplar aufzufinden, so würde ich dennoch sehr gern dieß geringe Opfer einem solchen Fürsten bringen, da es mir Gelegenheit giebt Höchstdemselben die Verehrung einer bewunderswürdigen Standhaftigkeit und Beharrlichkeit unter den bedenklichsten Umständen, devotest darzulegen. Möge ich höchster Gnade immerfort empfohlen seyn, wie sich jene frühere kleine Arbeit, nach so viel Jahren, einer ausgezeichneten Theilnahmen und Erinnerung zu erfreuen hat. Der ich Ew. Wohlgeboren für geneigte Vermittelung den verbindlichsten Dank abstatte und mich zu sonstigen freundlichen Diensten immer bereit erkläre. Ew. Wohlgeboren ergebenster Diener Weimar den 8. July 1819. J. W. v. Goethe.