10/3009. An Friedrich Heinrich Jacobi Ich erhalte deinen lieben Brief eben als ich mich zur Abreise von Franckfurt bereite. Mein herumschweifendes Leben und die politische Stimmung aller Menschen treibt mich nach Hause, wo ich einen Kreis um mich ziehen kann, in welchen ausser Lieb und Freundschaft, Kunst und Wissenschaft nichts herein kann. Doch will ich mich nicht beklagen, denn ich habe manches interessante erfahren, manches Gute und brauchbare gelernt. Deinen Brief vom 22. Jul. habe ich zwar noch nicht er wird mich aber schon finden. Ich wünsche euch allen herzliche Zufriedenheit von eurer Zusammenkunft, ob es gleich gewagt ist so vielerley Existenzen unter Ein Dach zu versammeln. Clärchen wünsche ich Glück. Das Decret ist durch das hin und her aufgehalten worden, ich habe es nochmals erinnert. Ist denn das eine Clermont die Herders so lobten welche Braut ist? Mit Sömmering der jetzt hier ist habe ich einige sehr aufmunternde Conferenzen gehabt. Du wirst bald wieder was von mir sehen. Ich freue mich auf das was du mir und andern zubereitest. Daß mein räthselhaft Gedicht seinen Effeckt nicht verfehlt und von einem Frauenzimmer zuerst verstanden worden ist mir sehr lieb. Hab ich dir schon gesagt wie sehr ich Leid um den armen Moriz getragen habe? Ich verliere einen guten Gesellen an ihm. Den Brief an den Bruder nehme ich nach Weimar und schreibe die Stelle ab, sie ist sehr gut. Lebe wohl und genieße der guten Tage mit den deinigen. Maxen hoffe ich bald zu sehen. Franckfurt d. 19ten Aug. 93. G.