6/1768. An Johann Carl Albrecht Ew. Wohlgeb. muß ich für das Vertrauen, das Sie mir schencken wollen, Danck sagen ohne es annehmen zu können. Das leidige Ende einer mit sovielen Hoffnungen angefangnen Reise hat mir persönlich soviele Kränckungen, Verdruß und Mühe verursacht, daß ich ohnmöglich unparteiisch seyn kann. Das geschehene ist vorbey, der Prinz, wieder in dem Kreise seiner Familie, scheint sich selbst und die Maasstäbe wieder zu finden die er in dem Strudel der Fremden Welt, seiner eignen Führung überlassen, nothwendig verlieren musste. Inwiefern sein Geist, seine Gesundheit, seine Casse wieder herzustellen sind, wird die Zeit lehren, und mit Geduld zu erwarten seyn. Dazu sind die dringendsten Anstalten soviel möglich war gemacht, und man wird ihm alles zu erleichtern suchen. Übrigens bin ich fest entschlossen über die Sache nichts mehr zu hören, noch zu reden. Ich mag nicht gerne iemanden Unrecht thun, ich wünschte auch Ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen; aber ich gestehe es, ich kann meine Empfindlichkeit gegenwärtig nicht weiter bringen als daß sie sich leidend verhalte. Erlauben Sie mir also daß ich alles was einer Erklärung ähnlich sieht verbitte. Vielleicht weist mir die Zeit diese Vorgänge in einem andern Gesichtspunckte und ich werde alsdenn mit gleicher Offenherzigkeit handeln und meine Gesinnungen bekennen. Ew. Wohlgeb. ergebenster Diener Goethe. Weimar d. 30. Jul. 83.