6/1975. An Johann Gottfried Herder Elbingerode d. 6. Sept. 84. Eh ich die Berge verlasse muß ich dir noch einen Grus zuschicken, es geht heute Abend eine Post von hier und die soll dir ihn bringen. Nachdem ich bey Hofe meine Person auf Unkosten meines Magens ganz leidlich durchgebracht, bin ich wieder in die Freyheit der Wälder versetzt worden wo ich mich nun schon seit dem ersten ergehe. Der Herzog ist nicht mit herauf sondern nach Dessau. Krause ist also mit mir alleine und wir sind den ganzen Tag unter freyem Himmel, hämmern und zeichnen. Ihr werdet Freude haben an dem was ich mitbringe, wir haben gewiß die grösten und bedeutendsten Gegenstände ausgesucht, die Tage sind herrlich. Eine grose Last Steine bringe ich geschleppt. Die kleinsten Abweichungen, und Schattirungen die eine Gesteinart der andern näher bringen und die das Kreuz der Systematiker und Sammler sind weil sie nicht wissen wohin sie sie legen sollen, habe ich sorgfältig aufgesucht und habe sie durch Glück gefunden. Es wird dir gewiss angenehm seyn sie zu sehen und ich habe alsdenn wenig darüber zu sagen. Manchmal wird mir es ein wenig sauer auf diese einzige Idee auszugehn, man wird zuletzt stumpf und weis kaum mehr was man sieht, und eh ich mich's versehe vergesse ich bey einem Gegenstand das nothwendigste. Indessen da mich diese Materie fast zu ennuiren anfängt thu ich mein mögliches, denn stecken kann ich's nicht lassen. Deswegen schreib ich auch soviel möglich auf. Morgen und übermorgen gehts an der Bude hinunter, wir werden an den Fall gelangen wo dieses Flüssgen hinter dem Roßtrapp hinabstürzt. Zwischen diesen Felsen tot ich noch viel für meine Spekulation, es ist ein Durchschnitt der sehr lehrreich ist. Ich gedencke eurer Liebe offt ............ und wollte ich könnte euch nur viel Freude bringen. Lebet wohl, ich seh euch nun balde. G.