15/4444. An Johann Daniel Sander Für die doppelte Attention, womit Sie, sowohl meine Küche, als Büchersammlung versorgen, bin ich Ihnen zum schönsten verbunden, um so mehr, als Ihr beyderseitiges Andenken mir dabey, auf eine so gefällige Weise, entgegen kommt. Was die Gevatterschaft betrifft, so weiß ich nicht recht was ich dazu sagen soll, wenn ich auch gleich dabey Ihre freundlichen Gesinnungen nicht verkenne. Meine Nahmen sind von der Art daß man sie weder einem Knaben, noch weniger einem Mädchen aufbürden kann, welche letztere man, wegen künftiger Abentheuer, so lieblich als möglich bezeichnen soll. Stört nicht z.B. die unglückliche Christel , in so mancher interessanten Scene des bedeutenden Lebensjahrs? Hätte die Gattin eines würdigen Verwiesenen etwa Emilie geheißen, welch einen andern Effect würde das thun! Wir Menschen sind nun einmal nicht anders und unser Ohr scheint, noch mehr als unser Auge, mit dem Schicklichen im Bunde zu stehen. Wenn ich nun ferner bedenke wie wenig mein Zeugniß in der christlichen Kirche bedeuten kann; so muß ich, ohne weiteres Raisonnement, Ihnen eben ganz anheim stellen in wie fern Sie mich zu einem solchen Act einladen dürfen. Mögen Sie meiner bey dieser geistlichen Verwandschaft in Liebe gedenken und überzeugt seyn, daß ich an Ihnen und den Ihrigen herzlichen Antheil nehme, so sehe ich davon für mich den besten Gewinn. Leben Sie recht wohl. Weimar am 25. Nov. 1801. Goethe.