33/198. An Adele Schopenhauer Schönsten Dank für Ihr liebes Blatt, meine gute Adele! Nun besitz ich schon drey Äußerungen über Olfried und Lisena, zwey männliche und eine frauenzimmerliche, und wie sehr erfreut mich die daraus hervorgehende allgemeine Cultur, da sie in der Hauptsache durchaus gleichlautend sind. Nur daß die Männer den Poeten für einen guten Jungen gelten lassen, Sie ihn aber, mit scheinbarer Unbarmherzigkeit, als Küchenjungen an den Herd versetzen. Doch läßt sich auch dieses zu seinen Gunsten auslegen, denn indem Sie, als würdige Haustochter, auch wohl einmal am Herd ein Geschäft treiben, so schien es Ihnen nicht unangenehm, einen so zarten hübschen Burschen gelegentlich in der Nähe zu haben, der, nachdem er sich soviel mit dem Wasser beschäftigt, doch auch wohl dem Feuer etwas abgewinnen könnte. Schönsten Dank zugleich für das liebenswürdige Bildchen. Viele Empfehlungen der guten Mutter und Ottilien die schönsten Grüße. August hat mich durch seinen Besuch sehr aufgerichtet, da ich meine Sorge und Verlegenheit nicht verläugnen will. Das Verlangen, Mutter und Kind zu sehen, muß ich jedoch zurückhalten, die viertägige Anwesenheit Ernst Schubarths hat mich in meinen Geschäften zurückgebracht, obgleich auf eine erfreuliche Weise. Wie gern hätt ich den weimarischen Freunden diesen bedeutenden jungen Mann vorgestellt, auch Adelchen, hoffe ich, sollte ihn besser locirt haben, als jenen Helden. treulich Jena den 30. September 1820. Goethe.