39/126. An Christian Ernst Friedrich Weller Mögen Sie, mein Werthester, einen kleinen Auftrag gefälligst ausrichten! Ich habe vor ungefähr acht Tagen an Herrn Professor Göttling eine lateinische kurze Inschrift überschickt, die für ein architektonisches Bild bestimmt ist, und zugleich um dessen Rath gebeten. auch ersucht, mit Herrn Professor Osann darüber zu conferiren. Nun aber höre ich, daß dieser letzte nach Paris verreist ist und wünsche daher, daß Sie in meinem Namen Herrn Professor Göttling höflichst ersuchen: nur mit wenigem über diese Angelegenheit seine Gedanken zu eröffnen; denn der Baumeister, der seine Zeichnung vollenden will, treibt mich unablässig. Möchte Herr Professor Göttling auch nur aussprechen, daß die Inschrift nicht fehlerhaft ist, wenn sie auch nicht als classisch vor Meister und Gesellen gelten könnte. Er sollte überhaupt nicht im mindesten compromittirt seyn, etwa dadurch, daß man sich auf ihn beriefe; denn ich weiß recht gut, wie bedächtig der Kritiker in solchen Fällen zu Werke geht. Leben Sie recht wohl und grüßen Herrn Professor und Herrn von Knebel zum schönsten. ergebenst Weimar den 21. März 1825. J. W. v. Goethe.