32/189. An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl Die reichhaltige Sendung, theuerster Herr und Freund, erschien mir in gar mancher Sinne höchst angenehm. Zuvörderst giebt sie mir eine längst erwünschte Gelegenheit für alles das Gute zu danken, was Sie meinen Kindern während ihres Aufenthaltes in Berlin reinlich und vielfältig angedeihen lassen; mit immer gleichem Entzücken sprechen sie von der günstigen und gnädigen Aufnahme, von Genüssen aller Art, welche auch nur die wohlwollenden Bewohner einer Königsstadt gewähren: die Geschichte davon ist zur nie versiegenden Familien-Unterhaltung geworden. Auch von Ihrem Theater und von der großen darauf verwendeten Sorgfalt habe durch diese munter-theilnehmende Jugend nähere Einsicht gewonnen, die sich durch Ihre freundliche Gabe zum unmittelbaren Anschauen steigert. Die Weimarischen Kunstfreunde nehmen aufrichtigen Theil an allen diesen Bemühungen und hoffen freundliche Aufnahme wenn sie zunächst darüber auszusprechen gedenken. Durch die Treue mit der Sie am Costüm in jedem Sinne, der Gebäude, der Kleidung und sämmtlicher Umgebungen fest halten, erwerben Sie sich das große Verdienst, die charakteristische Eigenthümlichkeit jedem Stück zugesichert und es in sich selbst abgeschlossen zu haben. Da jedoch die strenge Befolgung dieser Maxime kaum einem Königlichen Theater, geschweige andern möglich wird; so dürfte hierbey eine gewisse Liberalität anzurathen und anzunehmen seyn, worüber die Weimarischen Kunstfreunde sich, mit Ihrer Vergünstigung, bescheidentlich nächstens zu äußern gedenken. Dem theuren Paare mich treulichst empfehlend Weimar den 2. April 1820. Goethe.