Die Weisen und die Leute Kommt, Brüder! sammelt euch im Hain, Schon drängt das Volk, es strömt herein, Von Nord, Süd, West und Osten. Sie möchten gern belehret sein, Doch soll's nicht Mühe kosten: Ich bitt euch, haltet euch bereit, Ihm derb den Text zu lesen. Ihr Grillenfänger sollt uns heut Zu Rede stehn, mit Deutlichkeit Und nicht mit dunklem Wesen. Sagt! – Ist die Welt von Ewigkeit? Ich glaub es: denn zu jeder Zeit, Wo sie noch nicht gewesen, Das wäre schade gewesen. Doch ob der Untergang ihr dräut? Vermutlich! doch mir ist's nicht leid: Denn bleibt nur Gott in Ewigkeit, Wird's nie an Welten fehlen. Allein was ist Unendlichkeit? Wie kannst du so dich quälen! Geh in dich selbst! Entbehrst du drin Unendlichkeit in Geist und Sinn, So ist dir nicht zu helfen. Wo denken und wie denken wir? So hört doch auf zu belfen! Der Denker denkt vom Hut zum Schuh, Und ihm gerät in Blitzes Nu Das Was, das Wie, das Beste. Haust wirklich eine Seel in mir? Das frage deine Gäste. Denn, siehst du, ich gestehe dir: Das artige Wesen, das, entzückt, Sich selbst und andre gern beglückt, Das möcht ich Seele nennen. Liegt auch bei Nacht der Schlaf auf ihr? Kann sich von dir nicht trennen. Es kommt auf dich, du Körper, an! Hast du dir leiblich wohlgetan, Wird sie erquicklich ruhen. Was ist der sogenannte Geist? Was man so Geist gewöhnlich heißt, Antwortet, aber fragt nicht. Erkläre mir, was glücklich heißt! Das nackte Kind, das zagt nicht; Mit seinem Pfennig springt es fort Und kennt recht gut den Semmelort, Ich meine des Bäckers Laden. Sprich! wer Unsterblichkeit beweist? Den rechten Lebensfaden Spinnt einer, der lebt und leben läßt, Er drille zu, er zwirne fest, Der liebe Gott wird weifen. Ist's besser törig oder klug? Das läßt sich auch begreifen. Hält sich der Narr für klug genug, So gönnt es ihm der Weise. Herrscht Zufall bloß und Augentrug? Ich bleib in meinem Gleise. Den Zufall bändige zum Glück, Ergetz am Augentrug den Blick; Hast Nutz und Spaß von beiden. Ist unsre Willensfreiheit Lug? Es kommt drauf an zu wagen. Nur halte deinen Willen fest, Und gehst du auch zugrund zuletzt, So hat's nicht viel zu sagen. Kam ich als böse schon zur Welt? Man muß dich wohl ertragen. Du brachtest aus der Mutter Schoß Fürwahr ein unerträglich Los: Gar ungeschickt zu fragen. Ist Beßrungstrieb uns zugesellt? Wär Beßrung nicht die Lust der Welt, So würdest du nicht fragen. Mit dir versuch erst umzugehn, Und kannst du dich nicht selbst verstehn, So quäl nicht andre Leute. Doch herrschen Eigennutz und Geld! Laß ihnen doch die Beute! Die Rechenpfennige der Welt Mußt du ihr nicht beneiden. So sag, was uns mit Recht gefällt, Eh wir auf immer scheiden! Mein erst Gesetz ist, in der Welt Die Frager zu vermeiden.