Rinaldo Zu dem Strande! zu der Barke! Ist euch schon der Wind nicht günstig, Zu den Rudern greifet brünstig! Hier bewähre sich der Starke: So das Meer durchlaufen wir. O laßt mich einen Augenblick noch hier! Der Himmel will es nicht, ich soll nicht scheiden. Der wüste Fels, die waldumwachsne Bucht Befangen mich, sie hindern meine Flucht. Ihr wart so schön, nun seid ihr umgeboren, Der Erde Reiz, des Himmels Reiz ist fort. Was hält mich noch am Schreckensort? Mein einzig Glück, hier hab ich es verloren. Stelle her der goldnen Tage Paradiese noch einmal, Liebes Herz! ja, schlage, schlage! Treuer Geist, erschaff sie wieder! Freier Atem, deine Lieder Mischen sich mit Lust und Qual. Bunte, reich geschmückte Beete, Sie umzingelt ein Palast; Alles webt in Duft und Röte, Wie du nie geträumet hast. Rings umgeben Galerien Dieses Gartens weite Räume; Rosen an der Erde blühen, In den Lüften blühn die Bäume. Wasserstrahlen! Wasserflocken! Lieblich rauscht ein Silberschwall; Mit der Turteltaube Locken Lockt zugleich die Nachtigall. Sachte kommt! und kommt verbunden Zu dem edelsten Beruf: Alle Reize sind verschwunden, Die sich Zauberei erschuf. Ach, nun heilet seine Wunden, Ach, nun tröstet seine Stunden Gutes Wort und Freundesruf. Mit der Turteltaube Locken Lockt zugleich die Nachtigall; Wasserstrahlen, Wasserflocken Wirbeln sich nach ihrem Schall. Aber alles verkündet: Nur sie ist gemeinet; Aber alles verschwindet, Sobald sie erscheinet In lieblicher Jugend, In glänzender Pracht. Da schlingen zu Kränzen Sich Lilien und Rosen; Da eilen und kosen In lustigen Tänzen Die laulichen Lüfte, Sie führen Gedüfte, Sich fliehend und suchend, Vom Schlummer erwacht. Nein! nicht länger ist zu säumen, Wecket ihn aus seinen Träumen, Zeigt den diamantnen Schild! Weh! was seh ich, welch ein Bild! Ja, es soll den Trug entsiegeln. Soll ich also mich bespiegeln, Mich so tief erniedrigt sehn? Fasse dich, so ist's geschehn. Ja, so sei's! Ich will mich fassen, Will den lieben Ort verlassen Und zum zweitenmal Armiden. – Nun, so sei's! so sei's geschieden! Wohl, es sei! es sei geschieden! Zurück nur! zurücke Durch günstige Meere! Dem geistigen Blicke Erscheinen die Fahnen, Erscheinen die Heere, Das stäubende Feld. Zur Tugend der Ahnen Ermannt sich der Held. Zum zweiten Male Seh ich erscheinen Und jammern, weinen In diesem Tale Die Frau der Frauen. Das soll ich schauen Zum zweiten Male? Das soll ich hören Und soll nicht wehren Und soll nicht retten? Unwürdige Ketten! Und umgewandelt Seh ich die Holde; Sie blickt und handelt Gleichwie Dämonen, Und kein Verschonen Ist mehr zu hoffen. Vom Blitz getroffen Schon die Paläste! Die Götterfeste, Die Lustgeschäfte Der Geisterkräfte, Mit allem Lieben, Ach, sie zerstieben! Ja, sie zerstieben! Schon sind sie erhöret, Gebete der Frommen. Noch säumst du zu kommen? Schon fördert die Reise Der günstigste Wind. Geschwinde, geschwind! Im Tiefsten zerstöret, Ich hab euch vernommen; Ihr drängt mich zu kommen. Unglückliche Reise! Unseliger Wind! Geschwinde, geschwind! Segel schwellen. Grüne Wellen, Weiße Schäume, Seht die grünen Weiten Räume, Von Delphinen Rasch durchschwommen. Wie sie kommen! Wie sie schweben! Wie sie eilen! Wie sie streben! Und verweilen So beweglich, So verträglich! Das erfrischet, Und verwischet Das Vergangne. Dir begegnet Das gesegnet Angefangne. Das erfrischet, Und verwischet Das Vergangne. Mir begegnet Das gesegnet Angefangne. Wiederholt zu dreien. Wunderbar sind wir gekommen, Wunderbar zurückgeschwommen, Unser großes Ziel ist da! Schalle zu dem heiligen Strande Losung dem Gelobten Lande: Godofred und Solyma!