Johann Georg Theodor Grässe (auch Graesse, Gräße) (1814–1885) Biographie 1814 Am 31. Januar wird Grässe im sächsischen Grimma geboren. Ab 1833 Studium der Philosophie und Archäologie an der Universität Leipzig. Promotion ebendort. Danach wechselt Grässe an die Universität Halle, um seine literaturwissenschaftliche Ausbildung fortzusetzen. 1837–1859 Grässe beginnt 1837 mit dem Projekt einer großangelegten Literaturgeschichte, die nicht nur die Geschichte der Dichtung umfaßt, sondern auch die Fachliteratur sämtlicher wissenschaftlicher und künstlerischer Disziplinen. Dieses vierbändige »Lehrbuch einer allgemeinen Literätgeschichte aller bekannten Völker der Welt« behandelt unter anderem die ›Sagenkreise des Mittelalters‹ und auch die wichtigsten Volksbuchstoffe. 1838 Nach dem Scheitern seiner Habilitationsabsichten wird Grässe Lehrer an der Kreuzschule in Dresden. 1842 Grässe legt eine deutsche Übersetzung der seit dem Spätmittelalter ungemein verbreiteten Exempelsammlung »Gesta Romanorum« vor, 1843–46 folgt eine Ausgabe der »Legenda aurea.« 1843 Der sächsische König Friedrich August II. beruft Grässe aufgrund seiner eminenten Sprachkenntnisse als seinen Privatbibliothekar. Im selben Jahr erscheint die bis heute unübertroffene »Bibliotheca magica et pneumatica,« eine Bibliographie der Veröffentlichungen zum Zauber-, Wunder- und Aberglauben unter Berücksichtigung der Hexen- und Teufelsliteratur. 1848 Ernennung zum Direktor der königlichen Münzsammlung. 1852 Direktor der königlichen Porzellansammlung. 1855/58 und 1868/71 Als Hauptwerke seiner Editionstätigkeit auf dem Gebiet der Sagen gelten »Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen« (zuerst 1855, etwa 1000 Sagen) sowie das 1868/71 erschienene »Sagenbuch des Preußischen Staates« (mit 2206 Sagen): umfangreiche Editionen mit dem wichtigsten Sagenbestand einer Region. Die Ausgaben enthalten Nachweise auf die älteren literarischen Quellen; gelegentlich erscheint die Angabe ›Mündlich‹. Grässe hat die Vorlagen allerdings nicht ›getreu‹ wiedergegeben, sondern kräftig stilistisch bearbeitet, ohne jedoch die Form an sich zu verändern. 1855–1882 Direktor des Grünen Gewölbes bis zum Eintritt in den Ruhestand. 1885 Am 27. August stirbt Grässe in Niederlößnitz bei Dresden.