317. Die Sagen vom Ursprunge der Stadt Görlitz. (S. Lausitzer Mon.-Schr. 1803 II. S. 77. 1806 I. S. 146. K. Haupt, Sagenbuch der Lausitz. Leipzig 1863 Bd. II. S. 71.) Da wo jetzt die Stadt Görlitz steht, war vor Alters ein Urwald, ein dichter heiliger Eichenhain, wo die deutschen Bewohner des Landes lange vor der Ankunft der Wenden einen Gott, Namens Schwabus verehrt haben sollen. Noch heißt zum Andenken daran eine Gasse der Hainwald und zeigt durch ihre Lage an, daß die heidnische Opferstätte auf dem an der Morgenseite steil gegen die Neisse abfallenden Felsen war, wo sich jetzt die schöne Peterskirche erhebt. Gegenüber am rechten Ufer des Flusses wurden später, als die Slaven die Deutschen verdrängt hatten, drei Kretschame oder Wirthshäuser erbaut, wo die auf der großen Handelsstraße aus Böhmen nach Mittel- und Norddeutschland einherziehenden Reisenden einzukehren pflegten. Nach und nach ward der Wald vom Anbauen immer mehr und mehr gelichtet, in Aecker verwandelt und es entstanden die Dörfer Tachow und Drebnow. Letzteres umfaßte die jetzige Nikolaivorstadt und reichte bis hinauf zur Peterskirche, wo der böhmische Herzog Sobieslaus der Aeltere ein Blockhaus aus Baumstämmen erbaut und mit einer Besatzung versehen hatte, an der Stelle, wo sonst der Voigtshof war und jetzt das Zuchthaus steht. Dieses Dorf, welches bereits zu einem Marktflecken erhoben worden war, sammt der Holzburg brannte im Jahre 1131 ab, da machten sich des Herzogs Leute auf und kamen zu ihm klagend und jammernd und sagten: Zgorzilo je szo Drewno (verbrannt ist uns Dein Drebnow), aber der Herzog hieß sie gutes Muths sein und versprach ihnen, er wolle, ihrer Worte eingedenk, ihnen anstatt der hölzernen Gebäude steinerne aufführen, und so kam er denn auch noch in demselben Jahre in die Lausitz, erneute, vergrößerte und besserte die Stadt, umgab sie mit einer Mauer und nannte sie zum Gedächtniß des Brandes Zgorzelize d.h. Görlitz, Brandstatt.