494. Baggus Speckin und seine drei Kirchen. (S. Biederstedt, Beitr. z. Gesch. d. Prediger in Pommern Bd. I. S. 86.) Vor langen, langen Jahren lebte in Pommern ein Raubritter, Namens Baggus Speckin, der ließ sich, nachdem er genug zusammengeraubt, in der Nähe der Stadt Grimmen eine Burg bauen, um die sich dann bald ein Dorf schloß, welches das heutige Dorf Kirch-Baggendorf ist. Allein als er so für sich in der Abgeschiedenheit lebte, da kamen ihm böse Gedanken von seiner Vergangenheit, er dachte also, er könne durch Fasten, Beten und Kasteien seine Sünden wieder abbüßen. Allein obwohl er dies fleißig that, so ward er doch nicht ruhig. Er beschloß also von seinem unrecht erworbenen Gute nichts zu behalten, sondern drei Kirchen zu erbauen, vielleicht daß ihm dann Gott Gnade zu Theil werden lasse. Um nun zu wissen, wo er diese Kirchen erbauen solle, ließ er eine Eule ausfliegen und an den drei Stellen, wo sie sich niederließ, ließ er wirklich drei Kirchen erbauen, es waren dies die Dörfer Baggendorf, Glewitz und Vorland. Alle drei Kirchen sind, wie man noch jetzt sehen kann, ganz auf dieselbe Weise gebaut. Bis vor mehr denn hundert Jahren konnte man in der Kirche zu Baggendorf sein Bild sehen. Man sah nämlich auf einem großen hölzernen Schwibbogen über der Kanzel die Gestalt eines geharnischten Ritters, der ganz vor Schmerz niedergedrückt ist und seinen entblößten Rücken einem Manne hinhält, der hinter ihm mit einer Geißel in der Hand steht. In dieser Kirche war auch bis zu derselben Zeit die Kirchthüre auf der Nordseite fest zugemauert. So lange nämlich der Bau dauerte, pflegte der Ritter täglich durch diese Thüre mitten in das Innere des Baues zu reiten, um zu sehen, ob ordentlich gearbeitet werde. Er starb aber, ehe die Kirche fertig war, und nun mußte er, weil er keine Ruhe im Grabe finden konnte, jede Nacht mit dem Pferde durch dieselbe Thüre nach wie vor in die Kirche reiten. Endlich ließ man, um der Sache ein Ende zu machen, die Thüre vermauern und nun scheint der Spuk aufgehört zu haben. Als aber in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Dänen das Land besetzt hielten, öffneten sie aus Vorwitz die Thüre wieder, allein obwohl dieselbe seitdem zum gewöhnlichen Kirchgange gebraucht wurde, hat man ihn doch nicht wiedergesehen. Von seinem Schlosse zu Kirch-Baggendorf sind übrigens heute noch Trümmer übrig, auch hat man beim Nachgraben einen tiefen Brunnen und viele Fußeisen gefunden, mit denen er vermuthlich die hier aufbewahrten Gefangenen hat fesseln lassen.