Zehntens Klausnerleben und Himmelfahrt Der heilige Antonius, so wird berichtet, Hat endlich ganz auf die Welt verzichtet; Ist tief, tief hinten im Wald gesessen, Hat Tau getrunken und Moos gegessen, Und sitzt und sitzt an diesem Ort Und betet, bis er schier verdorrt Und ihm zuletzt das wilde Kraut Aus Nase und aus Ohren schaut. Er sprach: »Von hier will ich nicht weichen, Es käm' mir denn ein glaubhaft Zeichen!« Und siehe da! – Aus Waldes Mitten Ein Wildschwein kommt dahergeschritten, Das wühlet emsig an der Stelle Ein Brünnlein auf, gar rein und helle, Und wühlt mit Schnauben und mit Schnüffeln Dazu hervor ein Häuflein Trüffeln. – Der heilige Antonius, voll Preis und Dank, Setzte sich nieder, aß und trank Und sprach gerührt: »Du gutes Schwein, Du sollst nun ewig bei mir sein!« So lebten die zwei in Einigkeit Hienieden auf Erden noch lange Zeit, Und starben endlich und starben zugleich Und fuhren zusammen vors Himmelreich. – »Au weih geschrien! Ein Schwein, ein Schwein!« So huben die Juden an zu schrein; Und auch die Türken kamen in Scharen Und wollten sich gegen das Schwein verwahren.– Doch siehe! – Aus des Himmels Tor Tritt unsre liebe Frau hervor. Den blauen Mantel hält die Linke, Die Rechte sieht man sanft erhoben, Halb drohend, halb zum Gnadenwinke; So steht sie da, von Glanz umwoben. »Willkommen! Gehet ein in Frieden! Hier wird kein Freund vom Freund geschieden. Es kommt so manches Schaf herein, Warum nicht auch ein braves Schwein!!« Da grunzte das Schwein, die Englein sangen. So sind sie beide hineingegangen.