102. An Letty Keßler 102. An Letty Keßler Du bist mein liebes, gutes Mädchen! Drum sollst Du auch mit in's Bäckerlädchen! – He! Meister Jost! Nun back' Er mir Für dieses kleine Madamche hier Mal Katzepfote, die nicht kratzen, Nebst gut verzuckerten Bärentatzen; Ohrfeigen nennt man sie wohl auch; Nicht wie sie bei bösen Menschen Gebrauch, Nein! solche, wie sie ungekränkt Ein Freund an seine Freundin schenkt. – Denn soll Er ferner Herzen backen – – Recht viel – die alle zärtlich knacken, Und so, daß, bricht mal eins entzwei, Es drum kein großer Schaden sei. – Jetzt hätt' ich auch gern in einer Reih' Sieben Freundinnen, schlank und treu; So welche, die sich ewig lieben. Und keine neidisch von den sieben.. – Und nun, Meister Jost, noch'n nettes Männche Mit freundlichen Mienen Und piffigen Augen von Rosinen, In der Hand ein Kännche Mit'me gute Weinche, So steht das Männche auf einem Beinche. Aber, Meister Bäcker, das sag ich Ihm gleich, Nehm Er mir ja vom besten Teig! – So! – Nun hol Er noch Plätzcher geschwind, Die schönsten, die nur zu finden sind, Und thu Er mir all die Herrlichkeit In die Tute der stillen Zufriedenheit! – Hier, liebes Kind! Jetzt sei hübsch klug! Ich denke, Du hast nun » Guts « genug! Dieses schrieb für seine liebe Letty mit der unauslöschlichen Dinte der Freundschaft der gute Onkel Wilhelm Busch. Frankfurt a /M 1871. – 102. An Letty Keßler: Faksimile Seite 1 102. An Letty Keßler: Faksimile Seite 2