Der Geist Es war ein Mägdlein froh und keck, Stets lacht ihr Rosenmund, Ihr schien die Liebe Lebenszweck Und alles andre Schund. Sie denkt an nichts als an Pläsier, Seitdem die Mutter tot, Sie lacht und liebt, obgleich es ihr Der Vater oft verbot. Einst hat sie frech und unbedacht Den Schatz, der ihr gefällt, Sich für die Zeit um Mitternacht Zum Kirchhof hinbestellt. Und als sie kam zum Stelldichein, O hört, was sich begab, Da stand ein Geist im Mondenschein Auf ihrer Mutter Grab. Er steht so starr, er steht so stumm, Er blickt so kummervoll. Das Mägdlein dreht sich schaudernd um Und rennt nach Haus wie toll. Es wird, wer einen Geist gesehn, Nie mehr des Lebens froh, Er fühlt, es ist um ihn geschehn. Dem Mägdlein ging es so. Sie welkt dahin, sie will und mag Nicht mehr zu Spiel und Tanz. Man flocht ihr um Johannistag Bereits den Totenkranz.