Der Philosoph Ein Philosoph von ernster Art, Der sprach und strich sich seinen Bart: Ich lache nie. Ich lieb es nicht, Mein ehrenwertes Angesicht Durch Zähnefletschen zu entstellen Und närrisch wie ein Hund zu bellen; Ich lieb es nicht durch ein Gemecker Zu zeigen, daß ich Witzentdecker; Ich brauche nicht durch Wertvergleichen Mit andern mich herauszustreichen, Um zu ermessen, was ich bin, Denn dieses weiß ich ohnehin. Das Lachen will ich überlassen Den minder hochbegabten Klassen. Ist einer ohne Selbstvertraun In Gegenwart von schönen Fraun, So daß sie ihn als faden Gecken Abfahren lassen oder necken, Und fühlt er drob geheimen Groll Und weiß nicht, was er sagen soll, Dann schwebt mit Recht auf seinen Zügen Ein unaussprechliches Vergnügen. Und hat er Kursverlust erlitten, Ist er moralisch ausgeglitten, So gibt es Leute, die doch immer Noch dümmer sind als er und schlimmer, Und hat er etwa krumme Beine, So gibt's noch krümmere als seine. Er tröstet sich und lacht darüber Und denkt: Da bin ich mir doch lieber. Den Teufel laß ich aus dem Spiele. Auch sonst noch lachen ihrer viele, Besonders jene ewig Heitern, Die unbewußt den Mund erweitern, Die, sozusagen, auserkoren Zum Lachen bis an beide Ohren. Sie freuen sich mit Weib und Kind Schon bloß, weil sie vorhanden sind. Ich dahingegen, der ich sitze Auf der Betrachtung höchster Spitze, Weit über allem Was und Wie, Ich bin für mich und lache nie.