201. An Johanna Keßler 201. An Johanna Keßler Wiedensahl 4 August 1873 Meine liebe Tante! Ich war eine Zeitlang in Lüethorst und habe recht fleißig gemalt, kann aber nicht sagen, daß ich mit meinen »Leistungen« sonderlich zufrieden wäre. – Die Zeit vergeht. Das Korn steht schon wieder mal in Garben. Wenigstens ist das Gute dabei, daß die Zeit immer näher kommt, wo ich Sie wieder sehe. – Anbei ein Porzellanbuch. Wenn man's Niemandem zeigt und fleißig hinein schaut, so kann man den Leuten glauben machen, man wäre von Natur aus recht gescheidt und gelehrt. – Was ist denn das eigentlich mit den abscheulichen Mädchen, daß die gar nicht schreiben? Viel tausend Grüße. WB