Neuntens Letzte Versuchung Der heilige Antonius von Padua Saß oftmals ganz alleinig da Und las bei seinem Heilgenschein Meistens bis tief in die Nacht hinein. – Einst, als er wieder so sitzt und liest – – Auf einmal, so räuspert sich was und niest; Und wie er sich umschaut, der fromme Mann, Schaut ihn ein hübsches Mädchen an. – – – Der heilige Antonius von Padua War aber ganz ruhig, als dies geschah. Er sprach: »Schau du nur immer zu, Du störst mich nicht in meiner christlichen Ruh!« Als er nun wieder so ruhig saß Und weiter in seinem Buche las – Husch, husch! – so spürt er auf der Glatzen Und hinterm Ohr ein Kribbelkratzen, Daß ihm dabei ganz sonderbar, Bald warm, bald kalt zumute war. – Der heilige Antonius von Padua War aber ganz ruhig, als dies geschah. Er sprach: »So krabble du nur zu, Du störst mich nicht in meiner christlichen Ruh!« »Na! – – Na!« – – »Na, na! – sag' ich!!!« – »Hm! hm! – – hm! hm!!!« Auf einmal aber – er wußte nicht wie – Setzt sich das Mädel ihm gar aufs Knie Und gibt dem heiligen Antonius Links und rechts einen herzhaften Kuß. Der heilige Antonius von Padua War aber nicht ruhig, als dies geschah. Er sprang empor, von Zorn entbrannt; Er nahm das Kreuz in seine Hand: »Laß ab von mir, unsaubrer Geist! Sei, wie du bist, wer du auch seist!!« Puh!! – da sauste mit großem Rumor Der Satanas durchs Ofenrohr. Der heilige Antonius, ruhig und heiter, Las aber in seinem Buche weiter! – Oh, heil'ger Antonius von Padua, Du kennst uns ja! So laß uns denn auf dieser Erden Auch solche fromme Heilge werden!