Sechstens Bischof Rusticus Zu Padua war groß Gedränge Der andachtsvollen Christenmenge. Man eilt zu Kanzeln und Altären, Den frommen Antonio zu hören, Der sich alldorten seiner Predigt Mit wunderbarer Kraft entledigt. Auch tät er oft, vom Geist getrieben, Herrliche Zeichen und Wunder verüben. Jedoch die Kinder dieser Welt, Denen so etwas selten gefällt, Murren und munkeln so allerlei Von Teufelskünsten und Zauberei Und verklagen den frommen Antonius Beim guten Bischof Rusticus. Der Bischof läßt den Bruder kommen: »Ich hab' von deiner Kunst vernommen! Allein, mein Freund, wie ist der Glaube?« Flugs nimmt Antonio seine Haube Und hängt sie, wie an einen Pfahl, An einen warmen Sonnenstrahl. Der Bischof sprach: »Bravo! – Allein! Dies kann auch Teufelsblendwerk sein!« Nun spielte da im Sand herum Ein Findelknabe, taub und stumm, Und keiner hatte je erfahren, Wer Vater oder Mutter waren. – Antonius sprach: »Sag an, mein Kind, Wer deine lieben Eltern sind!!« O Wunder! Der bis diese Stund' Nicht sprechen konnte, sprach jetzund: »Der Bischof Rusticus, der ist...« »Pis–s–s–s–s–s–t!!!« Sprach der Bischof – »es ist schon recht!! Antonius, du bist ein Gottesknecht!!« Seit dieser Zeit sah groß und klein Antonius mit dem Heilgenschein.