Die Mohrenträne »Don Rodrigo, Don Rodrigo, Kühnster aller Kavaliere, Die auf hohem Rosse kamen Zu Sevillas Festturniere; Sprich, Rodrigo, stolzer Degen! Was soll deiner Augen Glühen, Und was soll der dunklen Brauen Sturmumwölktes Faltenziehen?« Und er fluchte: »Donna Clara! Donna Clara!« flucht' er wütend Und verschwand in seinem Zelte, Dunkel, einsam, Unheil brütend. Aber draußen vor dem Zelte Wacht der alte, treue, brave, Vielerprobte, oftgebleute, Schwarzverpichte Mohrensklave. Seine Lippen, fest geschlossen, Bergen die demant'nen Zähne, Und es rinnt von seinem Auge Eine dicke Mohrenträne. »Molo, du mein schwarzer Sklave, Sklave aus dem Mohrenlande, Eile flugs zum Bärenwirte An Sevillas Mauerrande! Bringe mir vom Allerbesten, Mir das Herz daran zu letzen, Denn was Lieb' an mir verbrochen, Soll der Wein mir nun ersetzen! Eine Flasche, Donna Clara, Von dem allerbesten Fasse, Eine trank ich unsrer Liebe, Zehne trink' ich unserm Hasse!« Und es rennt der schwarze Sklave Und er bringt der Flaschen zehne, Und es rinnt von seinem Auge Eine dicke Mohrenträne. »Armer Molo, schwarzer Molo, Weine nur, o Molo, weine! Eine Flasche trank Rodrigo Und er trank sie ganz alleine. Eine Flasche trank Rodrigo Und er trank sie seiner Liebe, Und du kriegtest für gewöhnlich Einmal nur des Tages Hiebe. Zehne trinkt er seinem Hasse – Weine nur, o Molo, weine! – Jetzt bekommst du zehnmal Hiebe Und du kriegst sie ganz alleine.« Also spricht der schwarze Sklave, Spricht's durch seine weißen Zähne, Und es rinnt von seinem Auge Eine dicke Mohrenträne.