Der Türmer Der Türmer steht auf hohem Söller Und raucht sein Pfeifchen echten Kneller, Wobei der alte Invalid Von oben her die Welt besieht. Es kommt der Sommer allgemach. Die Schwalben fliegen um das Dach, Derweil schon manche stillbeglückt Im Neste sitzt und fleißig drückt. Zugleich tritt aus dem Gotteshaus Ein neuvermähltes Paar heraus, Das darf sich nun in allen Ehren Getreulich lieben und vermehren. – Der Sommer kam, und allenthalben Schwebt ungezählt das Heer der Schwalben, Die, wenn sie flink vorüberflitzen, Des Türmers alten Hut beschmitzen. Vom Platze unten tönt Juchhei, Die Klosterschüler haben frei, Sie necken, schrecken, jagen sich, Sie schlagen und vertragen sich Und grüßen keck mit Hohngelächter Des Turmes hochgestellten Wächter. – Der Sommer ging, die Schwalben setzen Sich auf das Kirchendach und schwätzen. Sie warten, bis der Abend da, Dann flogen sie nach Afrika. Doch unten, wo die Fackeln scheinen, Begraben sie mal wieder einen Und singen ihm nach frommer Weise Ein Lebewohl zur letzten Reise. Bedenklich schaut der Türmer drein. Still geht er in sein Kämmerlein Zu seinem großen Deckelkrug, Und als die Glocke zehne schlug, Nahm er das Horn mit frischem Mut Und blies ein kräftiges Tuhuht.