Fipps, der Affe 1879 Anfang Anfang Pegasus, du alter Renner, Trag mich mal nach Afrika, Alldieweil so schwarze Männer Und so bunte Vögel da. Kleider sind da wenig Sitte; Höchstens trägt man einen Hut, Auch wohl einen Schurz der Mitte; Man ist schwarz und damit gut. – Dann ist freilich jeder bange, Selbst der Affengreis entfleucht, Wenn die lange Brillenschlange Zischend von der Palme kreucht. Kröten fallen auf den Rücken, Ängstlich wird das Bein bewegt; Und der Strauß muß heftig drücken, Bis das große Ei gelegt. Krokodile weinen Tränen, Geier sehen kreischend zu; Sehr gemein sind die Hyänen; Schäbig ist der Marabu. Nur die Affen, voller Schnacken, Haben Vor- und Hinterhand; Emsig mummeln ihre Backen; Gerne hockt man beieinand. Papa schaut in eine Stelle, Onkel kratzt sich sehr geschwind, Tante kann es grad so schnelle, Mama untersucht das Kind. Fipps – so wollen wir es nennen. – Aber wie er sich betrug, Wenn wir ihn genauer kennen, Ach, das ist betrübt genug. Selten zeigt er sich beständig, Einmal hilft er aus der Not; Anfangs ist er recht lebendig, Und am Schlusse ist er tot. Erstes Kapitel Erstes Kapitel Der Fipps, das darf man wohl gestehn, Ist nicht als Schönheit anzusehn. Was ihm dagegen Wert verleiht, Ist Rührig- und Betriebsamkeit. Wenn wo was los, er darf nicht fehlen; Was ihm beliebt, das muß er stehlen; Wenn wer was macht, er macht es nach; Und Bosheit ist sein Lieblingsfach. Es wohnte da ein schwarzer Mann, Der Affen fing und briet sie dann. Besonders hat er junge gern, Viel lieber als die ältern Herrn. »Ein alter Herr ist immer zäh!« So spricht er oft und macht »Bebä!« Um seine Zwecke zu erfüllen, Wählt er drei leere Kürbishüllen. Für auf den Kopf die große eine, Für an die Hände noch zwei kleine. So kriecht er in ein Bündel Stroh, Macht sich zurecht und wartet so. – Dies hat nun allerdings den Schein, Als ob hier schöne Früchte sein. Fipps, der noch nie so große sah, Kaum sieht er sie, so ist er da. Er wählt für seinen Morgenschmaus Sich gleich den allergrößten aus. Doch wie er oben sich bemüht, Erfaßt ihn unten wer und zieht, Bis daß an jeder Hinterhand Ringsum ein Kürbis sich befand. So denkt ihn froh und nach Belieben Der böse Mann nach Haus zu schieben. An dieses Mannes Nase hing Zu Schmuck und Zier ein Nasenring. Fipps faßt den Reif mit seinem Schweif. Der Schwarze wird vor Schrecken steif. Die Nase dreht sich mehre Male Und bildet eine Qualspirale. Jetzt biegt der Fipps den langen Ast, Bis er den Ring der Nase faßt. Dem Neger wird das Herze bang, Die Seele kurz, die Nase lang. Am Ende gibt es einen Ruck, Und oben schwebt der Nasenschmuck. Der Schwarze aber aß seit dieser Begebenheit fast nur Gemüser. Zweites Kapitel Zweites Kapitel Natürlich läßt Fipps die ekligen Sachen, Ohne neidisch zu sein, von anderen machen. Dagegen aber, wenn einer was tut, Was den Anschein hat, als tät es ihm gut, Gleich kommt er begierig und hastig herbei, Um zu prüfen, ob's wirklich so angenehm sei. Mal saß er an des Ufers Rand Auf einer Palme, die dorten stand. Ein großes Schiff liegt auf dem Meer; Vom Schiffe schaukelt ein Kahn daher. Im kleinen Kahn da sitzt ein Mann, Der hat weder Schuhe noch Stiefel an; Doch vor ihm steht ganz offenbar Ein großes und kleines Stiefelpaar. Und wie der Mann an das Ufer tritt, Bringt er die zwei Paar Stiefel mit. Das kleine, das er mit sich führt, Ist innen mit pappigem Pech beschmiert; Er trägt sie sorglich unter dem Arm Und jammert dabei, daß es Gott erbarm. Kaum aber ziehet der Trauermann Sich einen von seinen Stiefeln an, So mildern sich schon ganz augenscheinlich Die Schmerzen, die noch vor kurzem so peinlich, Und gar bei Stiefel Numero zwei Zeigt er sich gänzlich sorgenfrei. Dann sucht er in fröhlichem Dauerlauf Den kleinen Nachen wieder auf Und läßt aus listig bedachtem Versehn Das kleine Paar Stiefel am Lande stehn. Ratsch! ist der Fipps vom Baum herunter, Ziehet erwartungsvoll und munter Die Stiefel an seine Hinterglieder, Und schau! der lustige Mann kommt wieder. O weh! Die Stiefel an Fippsens Bein Stören die Flucht. Man holt ihn ein. Vergebens strampelt er ungestüm, Der Schiffer geht in den Kahn mit ihm. Zum Schiffe schaukelt und strebt der Kahn, Das Schiff fährt über den Ozean, Und selbiger Mann (er schrieb sich Schmidt) Nimmt Fipps direkt nach Bremen mit. Drittes Kapitel Drittes Kapitel Zu Bremen lebt gewandt und still Als ein Friseur der Meister Krüll, Und jedermann in dieser Stadt, Wer Haare und wer keine hat, Geht gern zu Meister Krüll ins Haus Und kommt als netter Mensch heraus. Auch Schmidt läßt sich die Haare schneiden. Krüll sieht den Affen voller Freuden, Er denkt: »Das wäre ja vor mir Und meine Kunden ein Pläsier.« Und weil ihn Schmidt veräußern will, So kauft und hat ihn Meister Krüll. Es kam mal so und traf sich nun, Daß Krüll, da anders nichts zu tun, In Eile, wie er meistens tat, Das Seitenkabinett betrat, Wo er die Glanzpomade kocht, Perücken baut und Zöpfe flocht, Kurz, wo die kunstgeübte Hand Vollendet, was der Geist erfand. Zur selben Zeit erscheint im Laden, Mit dünnem Kopf und dicken Waden, Der schlichtbehaarte Bauer Dümmel, Sitzt auf den Sessel, riecht nach Kümmel Und hofft getrost, daß man ihn schere, Was denn auch wirklich nötig wäre. Wipps! sitzt der Fipps auf seinem Nacken, Um ihm die Haare abzuzwacken. Die Schere zwickt, die Haare fliegen; Dem Dümmel macht es kein Vergnügen. Oha! das war ein scharfer Schnitt, Wodurch des Ohres Muschel litt. »Hör upp!« schreit Dümmel schmerzensbange. Doch schon hat Fipps die Kräuselzange. Das Eisen glüht, es zischt das Ohr, Ein Dampfgewölk steigt draus hervor. Die Schönheit dieser Welt verschwindet Und nur der Schmerz zieht, bohrt und mündet In diesen einen Knotenpunkt, Den Dümmel hier ins Wasser tunkt. – Der Meister kommt. – Hoch schwingt die Rechte, Wie zum Gefechte, eine Flechte. Der Spiegel klirrt, die Hand erlahmt; Der Meister Krüll ist eingerahmt. »Mir scheint, ich bin hier unbeliebt!« Denkt Fipps, der sich hinwegbegibt. Viertes Kapitel Viertes Kapitel Dämmrung war es, als Adele Mit dem Freunde ihrer Seele, Der so gerne Pudding aß, Traulich bei der Tafel saß. »Pudding«, sprach er, »ist mein Bestes!« Drum zum Schluß des kleinen Festes Steht der wohlgeformte große Pudding mit der roten Soße Braun und lieblich duftend da, Was der Freund mit Wonne sah. Aber, ach du meine Güte, Plötzlich stockt das Herzgeblüte. – Angelockt von Wohlgerüchen Hat sich Fipps herbeigeschlichen, Um mit seinen gier'gen Händen Diesen Pudding zu entwenden, Hergestellt mit großem Fleiß. Ätsch! die Sache ist zu heiß! – Ärgerlich ist solche Hitze. Schlapp! der Freund hat eine Mütze Tief bis über beide Backen. Platsch! und in Adelens Nacken, Tief bis unten in das Mieder, Rinnt die rote Soße nieder. So wird oft die schönste Stunde In der Liebe Seelenbunde Durch Herbeikunft eines Dritten Mitten durch- und abgeschnitten; Und im Innern wehmutsvoll Tönt ein dumpfes: kolleroll! Fünftes Kapitel Fünftes Kapitel Für Fipps wird es dringende Essenszeit. – Mit fröhlicher Gelenkigkeit Durch eine Seitengasse entflieht er Und schleicht in den Laden von einem Konditer. Da gibt es schmackhafte Kunstgebilde, Nicht bloß härtliche, sondern auch milde; Da winken Krapfen und Mohrenköpfe, Künstlich geflochtene Brezen und Zöpfe; Auch sieht man da für gemischtes Vergnügen Mandeln, Rosinen und Etcetera liegen. – »Horch!« ruft voll Sorge Konditer Köck, »Was rappelt da zwischen meinem Gebäck?!« Die Sorge verwandelt sich in Entsetzen, Denn da steht Fipps mit Krapfen und Brezen. Die Brezen trägt er in einer Reih Auf dem Schwanz, als ob es ein Stecken sei, Und aufgespießt, gleich wie auf Zapfen, An allen vier Daumen sitzen die Krapfen. Zwar Köck bemüht sich, daß er ihn greife Hinten bei seinem handlichen Schweife, Doch weil er soeben den Teig gemischt, So glitscht er ab und der Dieb entwischt. Nichts bleibt ihm übrig als lautes Gebröll, Und grad kommt Mieke, die alte Mamsell. Unter hellem Gequieke fällt diese Gute Platt auf die Steine mit Topf und Tute. Durch ihre Beine eilt Fipps im Sprunge. Ihn wirft ein schwärzlicher Schusterjunge Mit dem Stulpenstiefel, der frisch geschmiert, So daß er die schönen Krapfen verliert. Auch wartet ein Bettelmann auf der Brücken Mit einem Buckel und zween Krücken. Derselbe verspürt ein großes Verlangen, Die Brezeln vermittels der Krücke zu fangen; Dies kommt ihm aber nicht recht zunütze, Denn Fipps entzieht ihm die letzte Stütze. – Da liegt er nun, wie ein Käfer, am Rücken. – Fipps aber begibt sich über die Brücken Und eilet gar sehr beängstigt und matt Mit der letzten Brezel aus dieser Stadt. – Schon ist es dunkel und nicht geheuer. Er schwingt sich über ein Gartengemäuer. Hier hofft er auf angenehm nächtliche Ruh. – Klapp! schnappt die eiserne Falle zu. – Sofort tritt aus dem Wohngebäude Ein Herr und äußert seine Freude. »Aha!« so ruft er, »du bist wohl der, Der Hühner stiehlt? Na, denn komm her!!« Hiermit schiebt er ihn vergnüglich In einen Sack. Und unverzüglich Ohne jede weitre Besichtigung Beginnt er die schmerzhafte Züchtigung. Drauf schließt er ihn für alle Fälle In einen der leeren Hühnerställe, Damit er am andern Morgen sodann Diesen Bösewicht näher besichtigen kann. Sechstes Kapitel Sechstes Kapitel Wer vielleicht zur guten Tat Keine rechte Neigung hat, Dem wird Fasten und Kastein Immerhin erfrischend sein. – Als der Herr von gestern abend, Fest und wohl geschlafen habend, (Er heißt nämlich Doktor Fink) Morgens nach dem Stalle ging, Um zu sehn, wen er erhascht – Ei, wie ist er überrascht, Als bescheiden, sanft und zahm, Demutsvoll und lendenlahm, Fipps aus seinem Sacke steigt, Näher tritt und sich verneigt. Lächelnd reicht Frau Doktorin Ihm den guten Apfel hin, Und das dicke runde fette Nette Kindermädchen Jette Mit der niedlichen Elise, Eiherrje, wie lachten diese. – Zwei nur finden's nicht am Platze; Schnipps der Hund und Gripps die Katze, Die nicht ohne Mißvertrauen Diesen neuen Gast beschauen. Fipps ist aber recht gelehrig Und beträgt sich wie gehörig. Morgens früh, so flink er kann, Steckt er Fink die Pfeife an. Fleißig trägt er dürre Reiser, Ja, Kaffee zu mahlen weiß er, Und sobald man musiziert, Horcht er still, wie sich's gebührt. Doch sein innigstes Vergnügen Ist Elisen sanft zu wiegen, Oder, falls sie mal verdrossen, Zu erfreun durch schöne Possen. Kurz, es war sein schönster Spaß, Wenn er bei Elisen saß. – Dafür kriegt er denn auch nun Aus verblümtem Zitzkattun Eine bunte und famose Hinten zugeknöpfte Hose; Dazu, reizend von Geschmack, Einen erbsengrünen Frack; Und so ist denn gegenwärtig Dieser hübsche Junge fertig. Siebentes Kapitel Siebentes Kapitel Elise schläft in ihrer Wiegen. Fipps paßt geduldig auf die Fliegen. Indessen denkt die runde Jette, Was sie wohl vorzunehmen hätte, Sieht eine Wespe, die verirrt Am Fenster auf- und niederschwirrt, Und treibt das arme Stacheltier In eine Tute von Papier. Sanft lächelnd reicht sie ihm die Tute, Damit er Gutes drin vermute. Er öffnet sie geschickt und gern, Denn jeder Argwohn liegt ihm fern. Schnurr pick! Der Stachel sitzt im Finger. Der Schmerz ist gar kein so geringer. Doch Fipps hat sich alsbald gefaßt, Zermalmt das Ding, was ihm verhaßt, Setzt sich dann wieder an die Wiegen Und paßt geduldig auf die Fliegen. – Vor allen eine ist darunter, Die ganz besonders frech und munter. Jetzt sitzt sie hier, jetzt summt sie da, Bald weiter weg, bald wieder nah. Jetzt krabbelt sie auf Jettens Jacke, Jetzt wärmt sie sich auf Jettens Backe. Das gute Kind ist eingenickt. Kein Wunder, wenn sie nun erschrickt, Denn, schlapp! die Fliege traf ein Hieb, Wovon sie starb und sitzen blieb. – Fipps aber hockt so friedlich da, Als ob dies alles nicht geschah, Und schließet seine Augen zu Mit abgefeimter Seelenruh. Achtes Kapitel Achtes Kapitel Kaum hat mal einer ein bissel was, Gleich gibt es welche, die ärgert das. – Fipps hat sich einen Knochen stibitzt, Wo auch noch ziemlich was drannen sitzt. Neidgierig hocken im Hintergrund Gripps der Kater und Schnipps der Hund. Wauwau! sie sausen von ihrem Platze. Happs! macht der Hund, kritzekratze! die Katze; Daß Fipps in ängstlichem Seelendrang Eilig auf einen Schrank entsprang, Allwo man aufbewahren tät Mancherlei nützliches Handgerät. Und Gripps der Kater und Schnipps der Hund Schleichen beschämt in den Hintergrund. Fipps aber knüpft mit der Hand gewandt Den Knochen an ein Band, das er fand, Und schlängelt dasselbe voller List Durch einen Korb, welcher löchricht ist. Sogleich folgt Gripps dem Bratengebein Bis tief in das Korbgeflecht hinein. Schwupp! hat ihn der Fipps drin festgedrückt, Und mit der Zange, die beißt und zwickt, Entfernt er sorgsam die scharfen Klauen. Ach, wie so kläglich muß Gripps miauen, Denn grade in seinen Fingerspitzen Hat er die peinlichsten Nerven sitzen. Jetzt wird auch noch der Schweif gebogen Und durch des Korbes Henkel gezogen. Mit einer Klammer versieht er ihn, Damit er nicht leichtlich herauszuziehn. Schnipps der Hund schnappt aber derweilen Den Knochen und möchte von dannen eilen. Dieses gelingt ihm jedoch nicht ganz, Denn Fipps erwischt ihn bei seinem Schwanz Und schwingt ihn solchermaßen im Kreis, Bis er nichts Gescheits mehr zu denken weiß. Hiernach, gewissermaßen als Schlitten, Ziehet er ihn durch des Hofes Mitten Und lässet ihn dorten mal soeben Über dem Abgrund des Brunnens schweben, Wo ein schwäch- und ängstlich Gemüt Nur ungern hängt und hinuntersieht. Drauf so führt er ihn hinten nach An des Daches Rinne bis auf das Dach Und lehnet ihn über den Schlot allhier. Daraus gehet ein merklicher Dampf herfür. – Dem Auge höchst peinlich ist der Rauch, Auch muß man niesen und husten auch, Und schließlich denkt man nichts weiter als bloß: »Jetzt wird's mir zu dumm und ich lasse los!« So wird dieser Rauch immer stärker und stärker, Schnipps fällt rücküber und auf den Erker, Und Gripps, der grad aus der Luke fährt, Fühlt plötzlich, ihm wird der Korb beschwert. Hulterpulter, sie rumpeln in großer Hast Vom Dach und baumeln an einem Ast. Hier trennt man sich nicht ohne Pein Und jeder ist wieder für sich allein. Seitdem ward Fipps von diesen zween Als Meister verehrt und angesehn. Neuntes Kapitel Neuntes Kapitel Mit Recht erscheint uns das Klavier, Wenn's schön poliert, als Zimmerzier. Ob's außerdem Genuß verschafft, Bleibt hin und wieder zweifelhaft. Auch Fipps fühlt sich dazu getrieben, Die Kunst in Tönen auszuüben. Er zeigt sich wirklich recht gewandt, Selbst mit der linken Hinterhand. Und braucht er auch die Rechte noch, Den Apfel den genießt er doch. Zu Kattermäng gehören zwei, Er braucht sich bloß allein dabei. Piano klingt auf diese Weise Besonders innig, weich und leise. Jetzt stimmen ein mit Herz und Mund Der Kater Gripps und Schnipps der Hund. Bei dem Duett sind stets zu sehn Zwei Mäuler, welche offen stehn. Oft wird es einem sehr verdacht, Wenn er Geräusch nach Noten macht. Der Künstler fühlt sich stets gekränkt, Wenn's anders kommt, als wie er denkt. Zehntes Kapitel Zehntes Kapitel Wöhnlich im Wechselgespräch beim angenehm schmeckenden Portwein Saßen Professor Klöhn und Fink der würdige Doktor. Aber jener beschloß, wie folgt, die belehrende Rede: »Oh, verehrtester Freund! Nichts gehet doch über die hohe Weisheit der Mutter Natur. – Sie erschuf ja so mancherlei Kräuter, Harte und weiche zugleich, doch letztere mehr zu Gemüse. Auch erschuf sie die Tiere, erfreulich, harmlos und nutzbar; Hüllte sie außen in Häute, woraus man Stiefel verfertigt, Füllte sie innen mit Fleisch von sehr beträchtlichem Nährwert; Aber erst ganz zuletzt, damit er es dankend benutze, Schuf sie des Menschen Gestalt und verlieh ihm die Öffnung des Mundes. Aufrecht stehet er da, und alles erträgt er mit Würde.« Also sprach der Professor, erhub sich und setzte den Hut auf. Wehe, die Nase hernieder, ins Mundloch rieselt die Tinte. Wehe, durch Gummi verklebt, fest haftet das nützliche Sacktuch. Drohend mit Zorngebärde erhebt er den schlanken Spazierstock. Autsch! Ein schmerzlich Geflecht umschlinget den schwellenden Daumen. Hastig begibt er sich fort; indessen die Würde ist mäßig. Elftes Kapitel Elftes Kapitel Wie gewöhnlich liest die Jette Wieder nachts in ihrem Bette. Auf dem Kopf hat sie die Haube, In der Hand die Gartenlaube. Hieran will sie sich erfreun, Duselt, nickt und schlummert ein. An das Unschlittkerzenlicht Daran freilich denkt sie nicht. – Erst brennt nur die Zeitungsecke, Dann der Vorhang, dann die Decke. Schließlich brennt das ganze Haus; Unten läuft man schon heraus. – Vater Fink, er läuft nicht schlecht, Trägt den treuen Stiefelknecht. Mutter Fink, besorgt vor allen, Rettet ihre Mäusefallen. Jette schwebt vom Fensterrand; Sie ist etwas angebrannt. Doch sie sinkt ins Regenfaß, Wo es drinnen kühl und naß. – Also sicher wären diese. – Aber ach, wo ist Elise??! Seht nach oben! Fipps der Brave Hält das Kind, was fest im Schlafe. Aus dem Fenster, hoch im Raume, Schwingt er sich zum nächsten Baume. Höchst besorgt, wie eine Amme, Rutscht er abwärts an dem Stamme. Sanft legt er Elisen nieder. Sie hat ihre Eltern wieder; Und die Flasche steht dabei, Falls Elise durstig sei. – Zwölftes Kapitel Zwölftes Kapitel Fink hat versichert, Gott Lob und Dank, Bei der Aachener Feuerversicherungs-Bank, Und nach zwei Jahren so ungefähr Wohnt er weit schöner als wie vorher. – Fipps natürlich der hat es seitdem In jeder Hinsicht sehr angenehm. – Dies aber wird ihm im höchsten Grad Unerträglich und wirklich fad. Denn, leider Gottes, so ist der Schlechte, Daß er immer was anderes möchte, Auch hat er ein höchst verruchtes Gelüst, Grade so zu sein, wie er eben ist. Mal traf es sich, daß die Familie Fink Zusammen aus- und spazierenging, Um nebst Besorgung von anderen Sachen Professor Klöhn einen Besuch zu machen. – Fipps sehnt sich förmlich nach bösen Streichen. Sein Plan steht fest. Er will entweichen. Schon ist er im Feld. Die Hasen fliehn. Einen Wanderer sieht man des Weges ziehn. Sehr heftig erschrickt der Wandersmann. Die Töpfersfrau geht still voran. Zuweilen fällt das Topfgeschirr, Und dann zerbricht es mit großem Geklirr. In jenem Haus da, so fügt's der Himmel, Wohnt grad der bewußte Bauer Dümmel; Und Dümmels Küchlein piepsen bang, Denn Fipps zieht ihnen die Hälse lang. Da steht auch Dümmels kleiner Sohn Mit dem Butterbrot. – Fipps hat es schon. Des kleinen Dümmels durchdringender Schrei Lockt seine erschrockene Mutter herbei. Mit den Schreckensworten: »Da kummt de Dübel!« Fällt sie in einen dastehenden Kübel. Doch Dümmel schreit und kennt ihn gleich wieder: »Dat is de verdammtige Haresnieder!« Schnell faßt er die Flinte, ein Schießeding, Was da seit Anno funfzehn hing. Auch sammeln sich eilig von jeglicher Seite Die Nachbarsleute, gerüstet zum Streite. Sie alle machen großmächtige Schritte, Und plötzlich ruft einer: »Kiek kiek, da sitt'e!« Jetzt harrt ein jeglicher ängstlich und stumm. Dümmel legt an. – Er zielt. – Er drückt. – Dann geht es: Wumm!! Groß ist der Knall und der Rückwärtsstoß, Denn jahrelang ging diese Flinte nicht los. Ende Ende Wehe! Wehe! Dümmel zielte wacker. Fipps muß sterben, weil er so ein Racker. – Wie durch Zufall kommen alle jene, Die er einst gekränkt, zu dieser Szene. Droben auf Adelens Dienersitze Thront der Schwarze mit dem Nasenschlitze. Mieke, Krüll und Köck mit seinem Bauch, Wandrer, Töpfersfrau, der Bettler auch; Alle kommen; doch von diesen allen Läßt nicht einer eine Träne fallen. Auch ist eine solche nicht zu sehn In dem Auge von Professor Klöhn, Der mit Fink und Frau und mit Elisen Und mit Jetten wandelt durch die Wiesen. Nur Elise faßte Fippsens Hand, Während ihr das Aug voll Tränen stand. »Armer Fipps!« so spricht sie herzig treu. Damit stirbt er. Alles ist vorbei. Man begrub ihn hinten in der Ecke, Wo in Finkens Garten an der Hecke All die weißen Doldenblumen stehn. Dort ist, sagt man, noch sein Grab zu sehn. Doch, daß Kater Gripps und Schnipps der Hund Ganz untröstlich, sagt man ohne Grund.