1569. An Friedrich August von Kaulbach 1569. An Friedrich August von Kaulbach Mechtshausen 27. Dec. 1906. Lieber Kaulbach! Mit den Bildern hast du mir eine rechte Festfreude gemacht. Sie sollen auf dringenden Wunsch meiner Nichte in der "besten" Stube ihren Platz kriegen, und da will ich sie jeden Morgen bei brennender Zigarette mit aller Andacht besichtigen. Zunächst sind sie ja für uns da, die wir leben; aber später wird's auch noch Leute geben, denen das Anmuthige durch die Augen zum Herzen dringt, z.B. nach 500 Jahren, falls nicht vorher irgend ein verrückter Komet der alten Erde einen Rippenstoß giebt, wodurch alles klirrend in Scherben geht. – Hier auf dem Land herrscht zurzeit völlige Stille. Die Welt hat sich eine saubere Schneedecke dicht über die Ohren gezogen, um dann, nach dem üblichen Winterschlaf, im Frühling frisch und munter erwachen zu können – wie bisher – so lange wir denken – nach einem "ewigen" Gesetz, wie man zu sagen pflegt. Wer weiß? Die Natur, unendlich erfinderisch, lacht sich neckisch ins Fäustchen über uns wohlweise Regelpedanten. Vielleicht, eines schönen Donnerstagsmorgens fällt ihr was Anderes ein. Inzwischen, vertrauensvoll, kaufen wir uns einen Abreißkalender für 1907. Ein neues Jahr schleicht heran. – Mög es Dir und den Deinen, lieber Kaulbach, sehr gut gehen darin! Tausend Grüße an dich und deine herrliche Frau und die Kinder von deinem alten getreuen Wilhelm Busch. Und, bitte, grüß mir doch auch das feine Mädchen, Gedons Jüngste; vermuthlich dieselbe, die ich einstmals mit bunten Engelsflügeln in kindlicher Nacktheit gesehn. Eben kommt dein Brief. Wie gut und verlockend das klingt! Schad, daß es nicht geht. Ein uralter Knasterbart, wie ich, wenn er auch nicht alles beichtet, kennt doch genau seine Schwächen. W.B.